Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen
Niederscheyerer Straße 4 • 85276 Pfaffenhofen an der Ilm Telefon: 08441 898120 
Fax: 08441 898115  •  E-Mail an die Schulleitung, das Sekretariat, die Verwaltung(1):
kontakt@schyren-gymnasium.de
Anfahrt: google                                      







 



Oder willst du rot rottend elendig sterben?

P-Seminar des Schyren-Gymnasiums führt "Die Masken des Roten Todes" auf

Am Freitag, den 7. Dezember, kam in der Aula des Schyren-Gymnasiums "Die Masken des Roten Todes" zur Aufführung.

Das düster-romantische Theaterstück wurde von den Teilnehmern eines Seminars zum Thema "Schauerromantik" geschrieben und inszeniert.

Herrliche Abgründe des Grauens
"Wenn mir's nur gruselte!", so wünscht sich sehnlichst einer, "der auszog, das Fürchten zu lernen" im Märchen der Brüder Grimm - geradezu einem literarischen Manifest seiner Epoche. In der Aula des Schyren-Gymnasiums hat man es am Freitagabend lernen können, das Gruseln. Denn in ihrer atemberaubenden Eigenproduktion "Die Maske des roten Todes" haben die einundzwanzig Schülerinnen und Schüler des Projektseminars "Schauerromantik" alle Hebel in Bewegung gesetzt, um auf der Bühne den schrägen Psychosumpf einer zweihundert Jahre zurückliegenden Epoche zum Brodeln zu bringen, aus dem das Horror-Genre in seinen heute bekannten Spielarten einst hervorgekrochen ist wie ein böses, fauliges Gürteltier.
Dem verbreiteten trivialen Romantikbegriff hat die Truppe unter der Leitung von Ruth Knoll und Anna-Maria Schirmer einen verstörenden Abgrund entgegengesetzt, in dem der Leibhaftige (Benedikt Starringer) sein Unwesen treibt und der Zuschauer um die Frage nicht herumkommt: Wie mag es sich anfühlen, ausgetauscht, tot, gedoppelt zu sein?
Selten dürfte Wahnsinn so eindrucksvoll auf der Schulbühne dargestellt worden sein wie durch Nora Bedzko und die - nebenbei für die Kostüme verantwortliche - Eleonore Müntjes. Die von den beiden verkörperten Gestalten kommen angesichts einer bevorstehenden Hinrichtung und eines Teufelspaktes um den Verstand; hier wurde zweifellos das Äußerste erreicht, was auf dem Schultheater möglich ist.
Und doch sind all dies - darin liegt die Ironie - zunächst nichts weiter als unterhaltsame Episoden, die zum Zeitvertreib auf einer Feudalo-Fete erzählt werden, wohin sich Menschen aus Angst vor der Endlichkeit ihres Daseins geflüchtet haben und wo man, ziemlich besoffen, statt zu beten an zum Platzen reifen Erdbeeren leckt. Edgar Allan Poes Schocker "Die Maske des roten Todes" liefert den Rahmen für ein Best-of des Schrecklichen, und der aufmerksame Zuschauer begreift, dass er selbst es ist, der sich da gerade "nur eine Gruselgeschichte" reinzieht - in der er allerdings, wie ihm dämmert, selbst mitspielt.
Das Verlangen nach spiritueller Erlösung ist überall mit Händen zu greifen, aber auch der Geistliche (Giulietta Del Barba) kann nicht mehr tun, als munter mitzumischen in diesem nihilistisch-dekadenten Wirbel, der nach größenwahnsinnigen Lästerungen durch Gastgeber Prospero (Konstantin Hammerschmid) kippt und als Danse Macabre endet.
Wie es die Romantik als "Universalpoesie" in ihrer kosmisch-komischen All-Einheitsseligkeit will, werden auch in der Knoll-Schirmerschen Inszenierung mithilfe von Schattenspiel, Pantomime, Videoeinspielungen und Gesangsdarbietungen fleißig Gattungsgrenzen gesprengt; das intelligente Bühnenbild hält das heterogene Gemenge problemlos beisammen.
Mit zweihundertfünfzig erschienenen Besuchern erhielt die Inszenierung, die in einigen Bereichen Maßstäbe für das hiesige Schultheater gesteckt haben dürfte, die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Dass für diesen herrlichen Albtraum keine weitere Vorstellung vorgesehen ist, ist jammerschade.

In rotes Entsetzen gehüllt: Die Schauspieltruppe des Schauerromantik-Seminars. Foto: Anna-Maria Schirmer
Unter der Leitung von Anna-Maria Schirmer und Ruth Knoll haben die 21 Schüler des P-Seminars Edgar Allan Poes gleichnamige Kurzgeschichte erweitert und umgeschrieben, ein Bühnenbild entworfen, Kostüme zusammengestellt und die selbstgeschriebenen Texte auf der Bühne verwirklicht.

Nach über einem Jahr ist es endlich soweit: das 70-minütige Theaterstück über Wahnsinn, Angst und Tod wird nach seiner Premiere bei den Schultheatertagen im Ingolstädter Stadttheater nun in Pfaffenhofen aufgeführt: Fürst Prospero lädt seine adeligen Damen zu einem Maskenball ein, um sich vor den Schrecken der Pest zu verstecken.

Konstantin Hammerschmid in der Rolle des dekadenten, aber todgeweihten Fürsten Prospero. Foto: Fiona Charitou


© Text Roland Scheerer, Pfaffenhofen 2012