Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen
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Untersuchung zum Alkoholkonsum bei Schülern des Schyren-Gymnasiums
Im Dezember 1998 wurden die Klassen 9-13 zuletzt über ihren Alkoholkonsum
befragt. Dabei ging es aber auch um das Rauchen und die illegalen Drogen. Das
geschah im Rahmen einer Aktion der Weltgesundheitsorganisation WHO und wurde
von Prof. Hurrelmann, Uni Bielefeld, für Deutschland durchgeführt
und ausgewertet.
Verschiedene Beobachtungen ließen – auch angesichts der seither
verflossenen Zeit – bei den Mitgliedern der Fachschaft Biologie den Entschluss
reifen, zumindest das Thema „Alkohol“ abzufragen, auch als Pendant
zur Erhebung über das Rauchen vom Schuljahr 2004/05 (siehe Jahresbericht
2004/05). Im Vergleich zur WHO-Befragung beginnen wir bereits mit Jgst. 8 und
stellen insgesamt 6 Fragen, wobei die ersten beiden mit denen der WHO-Befragung übereinstimmen,
Frage 3 auf das „Lieblingsgetränk“ abhebt und die letzten
drei Fragen Alkohol im Straßenverkehr betreffen.
Die Befragung wurde von den Mitgliedern der Fachschaft Biologie in der Woche
nach den Osterferien (24. – 28.04.2006) durchgeführt. Die Jgst.
12 und 13 wurden parallel zur selben Zeit befragt, die anderen Jahrgangsstufen
verteilt über die Woche. Für die erforderlichen 5 Minuten wurde um
größte Diskretion gebeten und streng Aufsicht geführt.
Auswertung und Darstellung der Ergebnisse übernahmen Hermann Kaplan und
Thomas Zimmermann. Nach Aussortieren ganz weniger unbrauchbarer und derjenigen
der 13- und 20-jährigen (aus Gründen des Datenschutzes wegen geringer
Anzahl) blieben insgesamt 727 Fragebögen, davon 381 von Mädchen und
346 von Buben.
Ergebnisse:
Frage 1: "Wie oft hast du in den letzten drei Monaten alkoholische Getränke
(Bier, Wein Schnaps, Mixgetränke) getrunken?"
Jeden Tag trinken Alkoholika 4 Mädchen und 10 Buben, verteilt über
alle Altersstufen. Bei der WHO-Befragung lauteten die entsprechenden Zahlen
für Mädchen 2 und Buben 8. Diese Extremkonsumenten sind also nach
wie vor selten.
Bei weitem häufigstes Trinkintervall ist die Woche.
Vergleicht man hier die Zahlen von 1998 und 2006, stellt man wesentlich mehr
Konsumenten fest, die wöchentlich Alkohol trinken als 1998. Nur bei den
14-jährigen, für die unsere Zahlengrundlage durch Einbeziehung der
8. Klassen viel breiter ist als 1998, sinkt der Anteil der wöchentlich
Trinkenden bei den Mädchen von 26,1% auf 17%, bei den Buben von 36,4%
auf 22%. Bei den 15-jährigen gilt das nur für die Mädchen. Alle
anderen Altersstufen haben unabhängig vom Geschlecht im wöchentlichen
Trinken deutlich höhere Anteile oder verharren auf hohem Niveau wie 1998.
Stärkste Zunahme um fast 20% zeigen die 18-jährigen Buben.
Diagramm zu Frage 1:
violett: 1998 | gelb: 2006 |
blau: 1998 | türkis: 2006 |
Frage 2: „Wie häufig hast du in den letzten 3 Monaten so viel
Alkohol getrunken, dass du betrunken warst?“
Wir beschränken uns auf die Teilnehmer, die in den letzten drei Monaten
4-10 mal oder öfter als 10 mal betrunken waren. Hierbei zeigen sich bei
den 14-16-jährigen keine nennenswerten Unterschiede zwischen 1998 und
heute. An der aktuellen Befragung fällt jedoch auf, dass die Mädchen
von 14-16 Jahren bei großen Rauschhäufigkeiten etwa doppelt so oft
vertreten sind wie Buben – eine Neudefinition von Emanzipation?
Große Unterschiede zwischen beiden Jahren treten im Alter von 17-19 auf.
Dabei haben sich die Anteile der 4-10 mal Berauschten in der aktuellen Gruppe
verdoppelt und verdreifacht. Einen höchst bedenklichen Rekord stellen
die 18-jährigen Buben auf: Mit 21% Teilnehmern, die öfter als 10
mal in 3 Monaten betrunken sind, haben sie diese Quote im Vergleich zu 1998
verzehnfacht.
Betrachtet man die beiden größten Rauschhäufigkeiten in absoluten
Zahlen, dann sind von den 47 18-jährigen Buben 20 fast jedes Wochenende
oder doch jedes 2. Wochenende blau – ein gelinde gesagt katastrophaler
Zustand.
Das hat nichts mit Lebensfreude oder Genuss zu tun, hier wird etwas zugeschüttet.
Nachdem unsere Schule die sicher seltene Möglichkeit hat, die Resonanz
auf 2 identische Fragen im Abstand von 6 Jahren zu vergleichen, sei dies auch
noch zusammenfassend für alle Mädchen und Buben getan:
Alkohol jede Woche: 1998 |
Alkohol jede Woche: 2006 |
||
♀ |
♂ |
♀ |
♂ |
35 % |
44 % |
38 % |
49 % |
In den letzten 3 Monaten betrunken: 1998 |
In den letzten 3 Monaten betrunken: 2006 |
||||
♀ |
♂ |
♀ |
♂ |
||
4 – 10 mal |
8 % |
8 % |
4 – 10 mal |
11,5 % |
14 % |
öfter |
3 % |
4 % |
öfter |
1 % |
9 % |
In Worten: Heute wird häufiger getrunken. Zum Rausch führender Alkoholmissbrauch hat vor allem bei den Buben in höchst alarmierendem Umfang zugenommen.
Frage 3: „Welches alkoholische Getränk konsumierst du am meisten?“ (Diese
und die folgenden Fragen wurden 1998 nicht gestellt.)
Bier ist für die Buben der absolute Favorit und erreicht 57% bis 72% der
Nennungen. Aber auch bei den Mädchen liegen seine Anteile zwischen 26%
und 44% und toppen damit alle Alternativen. Sehr auffällig ist, dass Mädchen
bis zu 31% „scharfe Sachen“ als meist konsumiert angeben und darin
die Buben z.T. um das Doppelte übertreffen. Mädchen mixen auch eigene
Creationen, vor allem in der Oberstufe viel häufiger als Buben Alcopops
sind ein typisches Mädchengetränk, erreichen aber auch hier nur bei
den 18-jährigen 23%, ansonsten 16% und weniger, liegen damit in der Beliebtheit
noch hinter dem Wein, während sie für Buben nur bei den 14 und 15-jährigen
6% und 3%, ansonsten 0% erreichen, also völlig belanglos sind. Die seit
Juli 2004 bestehende Sondersteuer auf Alcopops zeigt Wirkung. Wenn es also,
wie in Frage 2, Probleme gibt, dann sind das nicht, etwas anonym, Probleme
mit dem Alkohol, sondern konkret wegen dessen überragender Präferenz,
Probleme mit dem Bier.
Frage 4: „Kennst du jemanden, der schon einmal, obwohl er Alkohol getrunken
hatte, aktiv im Straßenverkehr teilgenommen hat?
Auf diese Fragen antworten 58% der 14-jährigen Buben mit „ja“.
Ihr Anteil steigt auf 97% bei den 19-jährigen! Bei den Mädchen bejahen
jeweils 5-11% weniger diese Frage. Alkohol und aktive Teilnahme am Straßenverkehr
sind für das soziale Ambiente der 17-19-jährigen offenbar kein Widerspruch.
Frage 5: „Wie oft bist du schon mit jemandem mitgefahren, der Alkohol
getrunken hatte?“
Mögliche Antworten: nie, einmal, zweimal, öfter,
regelmäßig
Diese Frage verneinen nur 54% der 14-jährigen Mädchen, aber 79% der
gleichaltrigen Buben – eine Konsequenz des weiblichen Entwicklungsvorsprungs?
Er führt dazu, dass Mädchen mit 14 häufiger ausgehen, einen
Freund haben etc. Dagegen ist nichts zu sagen. Kritisch aber muss man es sehen,
wenn die 14-jährigen Mädchen zu 21% angeben, „öfter“ mit
einem Fahrer unterwegs zu sein, der Alkohol getrunken hatte. Darin liegen sie
gleichauf mit den 19-jährigen Mädchen und werden nur von den Spitzenreitern,
den 19-jährigen Buben mit 26% übertroffen. Diese sind auch führend
am Gegenpol der Skala, indem nur 51% diese Frage verneinen.
Frage 6: „Wie häufig bist du schon alkoholisiert mit Auto, Motorrad,
Moped etc. gefahren?“
Mögliche Antworten: Nie, einmal, zweimal, öfter, regelmäßig.
Auch hier unterscheiden sich Mädchen und Buben in ihrer Gesamtheit eklatant:
Erstere verneinen die Frage zu 92%, letztere zu 79%. Mit „öfter“ beantworten
12% der 15-jährigen und 11% der 16-jährigen Buben diese Frage und
lassen damit die 17- und 19-jährigen Buben mit jeweils 9% hinter sich.
Allerdings vermerken die 15- und 16-jährigen häufig „bloß mit
dem Fahrrad“ und offenbaren so ihre grenzenlose Naivität, denn ein
alkoholisierter Radfahrer ist in jedem Falle hilfloser, schutzloser, gefährdeter
als ein voll reaktionsfähiger.
Vergleicht man die Gesamtheit der Mädchen und Buben nach ihren Anteilen
an der Antwort „öfter“, so findet man bei Mädchen 2%,
bei Buben 7%. In absoluten Zahlen sind damit 8 ♀ und 25 ♂ unserer Schule „öfter“ alkoholisiert
auf den Straßen unterwegs. Es ist schlimm, dass die Buben die Mädchen
gleich 3 x übertreffen, aber auch 8 alkoholisierte Mädchen am Steuer/Lenker
sind 8 Mädchen zuviel.
Hier wird Risikobereitschaft zur Gefahr und Naivität zur Verantwortungslosigkeit. Der nächste grässliche Unfall wie der von Klenau ist bereits programmiert.
Die Antworten zu Frage 5 und 6 lassen nichts anderes erwarten.
Daraus folgt aber auch die große Gefährlichkeit der Droge Alkohol.
Darin übertrifft sie wegen ihrer Griffnähe und perfekte Integration
in unserer Gesellschaft sämtliche illegalen Drogen bei Weitem. Andererseits
hält man den Alkohol gerade deswegen und aus Gründen der Tradition
für harmlos – ein echter Wolf im Schafspelz.
Die durch die Befragung sichtbar gewordenen Verhaltensweisen finden in der
Freizeit der Privatsphäre unserer Schüler statt. Wir Lehrer versuchen
durch Sucht- und speziell Alkoholprävention diese zu beeinflussen. Das
haben wir, ausgelöst durch die Befragung von 1998, seither in einem Umfang
und einer Qualität wie nie zuvor praktiziert. Dennoch ist das Ergebnis
- das muss man realistisch so sehen – enttäuschend. Wie man Konsumverhalten
effektiv ändern kann, zeigt die Wirkung der
Alcopops-Steuer. Dieses Instrument können weder Sie als Eltern, noch wir
als Lehrer einsetzen. Uns bleibt im Wesentlichen nur, die Kinder stark zu machen,
zu informieren und durch das eigene Verhalten vorbildlich zu wirken. Dabei
kann und soll das Erziehungsziel nicht „Abstinenz“ heißen.
Wünschenswert ist vielmehr die Fähigkeit zum kontrollierten, genussvollen
Umgang mit Alkohol. Die wichtigsten Helfer auf dem Weg dorthin sind Sie, sehr
verehrte Eltern. Nur gemeinsam können wir, allzeit und allerorts dieses
Ziel vor Augen, etwas erreichen.
Hermann Kaplan / Thomas Zimmermann