Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen
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„Trimalchios Unterwelt“

Wer ist Trimalchio? Er ist die Hauptfigur in Petrons satirischem Roman „Satyrica“, der vermutlich zur Zeit der Kaiser Claudius und Nero in Süditalien spielt und in der Ich-Form erzählt wird. Ein Auszug dieses Romans, die sog. Cena Trimalchionis, das Gastmahl bei Trimalchio, wird in der 11. Jahrgangsstufe gelesen.  

Anfang Dezember sprach Prof. Niklas Holzberg zum Thema „Trimalchios Unterwelt“,  und fesselte die interessierte Hörerschaft  mit detailreichen Ausführungen zu Inszenierung und Intertextualität in Petrons Werk, das vor geistreichem Witz sprüht.

Trimalchios Party beginnt. Es gibt Vielfältiges zu erleben: allenthalben zur Schau gestellten Reichtum, sonderbare Köstlichkeiten, lebhafte Akrobaten, merkwürdige Gesprächsinhalte bei Tisch. Und über allem schwebt ein Thema, das Thema „Tod“.

Als die Gäste das Haus des Gastgebers betreten, werden sie von einem an die Wand gemalten Kettenhund empfangen. Dahinter verbirgt sich Cerberus, der Höllenhund, der Unterweltsbeschreibung des 6. Buches von Vergils Epos „Aeneis“. Hier wird erstmals durch Anspielung auf das Nationalepos – es folgen zahlreiche weitere Bezüge - Trimalchios Haus als Unterwelt stilisiert. Auch die eigentümliche Wanddekoration erweist das Haus als Grabmal. Passend zum Äußeren erscheint selbst der Ablauf der Cena morbid: Das Gebaren des Gastgebers oszilliert zwischen Protzen und Bedauern der eigenen Vergänglichkeit. Die Gäste schlussfolgern aus ihrer Einsicht in die Fragilität menschlicher Existenz die Konzentration auf intensives Leben, das gemäß ihrer Vorstellung in Essen und vor allem in Wein besteht. Auf diese Weise sind die Motive „Leben“ und „Tod“ eng miteinander verknüpft.

Diese Motivverknüpfung erstreckt sich von Beginn der Cena bis zu deren Ende, als Trimalchio sein Testament vorliest, anweist, wie sein Grabmal, eine mise en abyme seines Lebens, zu gestalten sei, und schließlich sein Begräbnis nachspielen lässt.

Wer ist Trimalchio? Er ist ein toter Feiernder und ein feiernder Toter.
Das hat Prof. Holzberg eindrücklich nachgewiesen. Herzlichen Dank für den Besuch!

Annette Wörmann