Dass er nicht nur Direktor des Schyren-Gymnasiums, sondern auch Historiker mit Leib und Seele ist, bewies Dietmar Boshof mit einem geschichtlichen Rückblick anlässlich des diesjährigen Schuljubiläums.

Für seinem Vortrag, zu dem am Mittwochabend etwa 200 Zuhörer in die Aula kamen, hat der Schulleiter umfangreiche Quellenforschung betrieben und Schüler- und Abiturzeitungen, die hauseigenen Jahresberichte und die Berichterstattung über das SGP aus dem letzten halben Jahrhundert ausgewertet.

Auf dieser Grundlage entstand ein fundierter Überblick, der unter dem Jubiläumsmotto "Schwung, Gemeinschaft, Perspektive"auch manche unterhaltsame Anekdote zu bieten hatte.

Das 1964 gegründete Gymnasium war zunächst in der Berufsschule am Schleiferberg, dann ab 1968 in der heutigen Realschule untergebracht; 1976 erfolgte der Umzug an den heutigen Standort. Seinen Namen trägt es seit 1970, damit sollte eine Traditionslinie zur Scheyerer Klosterschule hergestellt werden.

Die Schulgründung fällt in eine Zeit, in der eine "deutsche Bildungskatastrophe" heraufbeschworen wurde. Um die Mitte der Sechzigerjahre herrschte nämlich die Sorge, ein Mangel an hochqualifizierten Fachkräften könne die Errungenschaften des Wirtschaftswunders gefährden.

Aber auch Bildungsgerechtigkeit stand ganz oben auf der Agenda: Der strukturellen Benachteiligung von katholischer Landbevölkerung, Mädchen und sozial Schwachen sollte entgegengewirkt werden - wobei Pfaffenhofen und sein Umland seinerzeit tatsächlich zu den "bildungsfernsten" Winkeln Oberbayerns zählten.

Die Einschreibungszahlen übertrafen rasch alle Erwartungen, sodass bereits in den Siebzigerjahren - im verbreiteten 68er-Sprachgebrauch - ein "undemokratischer, anonymen Massenbetrieb" am Schyren-Gymnasium beklagt wurde. Immerhin herrschte ab 1978 endlich zahlenmäßiger Gleichstand zwischen Mädchen und Buben am SGP.

Das in den Neunzigerjahren gegründete Wolnzacher Gymnasium brachte in Sachen Schülerzahlen nur eine vorübergehende Entlastung, denn im September 2009 wurde mit 1509 Gymnasiasten in Pfaffenhofen sogar ein bisheriger Höchststand erreicht.

Eine Würdigung sämtlicher "Sternstunden" des Schyren-Gymnasiums hätte den Rahmen eines anderthalbstündigen Vortrages gesprengt: Theater und Puppenspiel, Autorenabende und internationale Begegnungen haben weit über die Schule hinaus Beachtung gefunden;  die Schülerzeitung, der Chor, der Arbeitskreis "Jugend forscht" und die Musicalprojekte haben überregionale Erfolge gefeiert.

Der Blick auf die Schulgeschichte, so das persönliche Fazit des Schulleiters,  lehre Gelassenheit bei der Bewältigung der schulischen Herausforderungen: immer seien in der Vergangenheit pragmatische Lösungen gefunden worden, dies berechtige auch in der Gegenwart zu Zuversicht.

Dietmar Boshofs Vortrag kann auf der Homepage des Schyren-Gymnasiums (www.schyren-gymnasium.de/geschichte50/) im Volltext nachgelesen werden. Übrigens ist die Schulgeschichte derzeit auch Thema einer Ausstellung rund um die Aula: mit viel Kreativität haben die Schülerinnen und Schüler Höhepunkte aus jedem einzelnen Schuljahr seit 1964 auf selbstgemachten Plakaten dargestellt.

© Roland Scheerer, Pfaffenhofen 2014