Der Zirkus hat ein Ende

Der Chemiker, der es beim gierigen Synthetisieren von Koffein richtig krachen lässt; der weltfremde Germanist, der in seinem unterirdischen Bücherbunker als Star-Autor interviewt wird; die Mathematikerin, die um nichts in der Welt verkünden möchte, dass sie Nachwuchs erwartet; der Musiker, der aller Welt Jutebeutel mit dem Logo seines Mittelalter-Musicals andrehen will: die Abiturienten des Schyren-Gymnasiums haben sich allerhand einfallen lassen, um bei der Abi-Revue "Circus Abigalli" ihren Lehrern den Spiegel vorzuhalten.

Als abgebrühte Late-night-hosts einer Marathon-Comedyshow führten Manuel Andre und Benedikt Bauer am Mittwochabend in der prall gefüllten Aula durch ein Potpourri aus Unterrichtsparodien, Videoeinspielungen und Tanzdarbietungen. Das schauspielerische Niveau war beachtlich, der Ideenquell sprudelte freilich derart üppig, dass es gewisser Auswahlkriterien bedurft hätte, um Längen zu vermeiden.

Hart, aber fair, so funktioniert Satire. Mit unbestechlichem Sinn fürs Detail haben die Abiturienten die menschlichen Schwächen der Pädagogen aufs Korn genommen und zielsichere Pointen gelandet. Wo sie aber der Versuchung nicht widerstehen konnten, eine Art Abrechnung zu veranstalten, bleibt peinliche Betroffenheit zurück. Es ist das Dilemma jeder Abi-Revue seit Erfindung des Genres: Muss das auf der Bühne ausgetragen werden? Wo endet Parodie und fängt Bloßstellung an?

Immerhin, die jungen Leute können auch herzlich über sich selber lachen. Eine eigens gegründete Abi-Band lieferte die fetzige Untermalung, und die tourerprobten Techniker von der Licht-und-Ton-Gruppe hatten ihren letzten, ganz großen Einsatz.

© Text und Fotos - Roland Scheerer Pfaffenhofen 2014