Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen
Niederscheyerer Straße 4 • 85276 Pfaffenhofen an der Ilm Telefon: 08441 898120 
Fax: 08441 898115  •  E-Mail an die Schulleitung, das Sekretariat, die Verwaltung(1):
kontakt@schyren-gymnasium.de
Anfahrt: google                                      







 



Kurzfassung des Referates von Prof. Hakon Ruprecht,
Inhaber des Lehrstuhls für Kunstpädagogik und Kunstdidaktik an der Universität Bamberg, zur Eröffnung der Ausstellung "Auf dem Weg- Junge Kunst im Schyren-Gymnasium"

Warum machen wir Bilder?

"Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort." Das Johannes - Evangelium bezeugt den Primat der Sprache für die jüdisch-christliche Zivilisation, eine logozentrische Denkkultur, die mit Begriffen und Zahlen operiert, mit klaren Größen gewonnen durch Abstraktion.

Nun heißt es aber auch, ein Bild sage mehr als tausend Worte. Und Bilder sind tatsächlich geeignet, mehr Information zu vermitteln als in Texten wiederzugeben ist. Das weiß die Werbung, das weiß die bildende Kunst, und das wissen die Massenmedien. Wir haben uns längst an deren Bilderfluten gewöhnt und sind uns der Bedeutung des Bildersehens und Bildermachens kaum mehr bewusst.

Die Zeit des Wortes scheint vorbei zu sein. Die Seismographen der Bildkultur jedenfalls schlagen heftig aus: In Fernsehen, Film und im Internet ist das Wort zum Anhängsel jener Bilder geworden, die das, was früher die Nachricht war, als Ereignis inszenieren. Auf den Seiten des World Wide Web ist der Text nur noch ornamentaler Rahmen, der beim Surfen von Bild zu Bild passiert wird.

Zum Dasein des Menschen gehört neben seiner Sprachfähigkeit die Fähigkeit Artefakte praktischer und künstlerischer Art herzustellen. Im bildnerischen Tun, in der Herstellung von Bildern, die er von der sichtbaren Erscheinung der Natur löst, differenziert der Mensch zwischen realer, substantieller Gegenwart und deren Vorstellung. Er reflektiert sich und die Welt in Bildern und kann sich mit dieser Fähigkeit von der Welt der Objekte distanzieren und Spielräume gewinnen für selbstbestimmtes Handeln.

Schon die elementarste Stufe einer Höhlenmalerei setzt die Erkenntnis voraus, dass die Dinge nicht so sein müssen wie sie sind. Bilder müssen erst visionär vorgestellt werden, bevor sie sind. Sie bedürfen der kreativen Phantasie.

Im Kunstunterricht geht es daher um die unverzichtbare Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit, die für die Mobilisierung des gesamten geistigen Potentials der Jugend unentbehrlich ist. Bildungspolitiker ignorieren diese Erkenntnis, weil sie sich einseitig dem angeblichen technischen Fortschritt und den sog. globalen Märkten verpflichtet fühlen. Wer im Wettbewerb bestehen will, muss den Leistungsbegriff und dessen Sinn hinterfragen und erkennen, dass es Formen des Leistens und Lernens gibt, die sich nicht messen und verrechnen lassen, wie etwa

- Genauigkeit und Sensibilität der Wahrnehmung

- Disziplin und Ausdauer im Verfolgen eines Ziels

- Offenes Experimentieren ohne Angst vor Fehlern

- Selbsterworbenes Wissen erproben

- Verfeinerung der Psychomotorik und sozialen Sensibilität

- Stimulierung kognitiver Fähigkeiten
 

Wo anders können diese geforderten Fähigkeiten trainiert werden als in den musischen Fächern?
Gerade in der Auseinandersetzung mit dem Sehen, den Bildern und dem Bildermachen.


Zur Startseite des Kunstrundgangs
Zum Katalog
Zu "Veranstaltungen"
Zur Startseite