Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen
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Dichterlesung Robert Schneider

„Ach, es ist so schön zu leben!“
Mit diesem Ausruf schloss Robert Schneider die Aussprache nach seiner Lesung aus „Die Offenbarung“ und aus „Schlafes Bruder“ in der Aula des Schyren-Gymnasiums. „Schriftsteller zu sein ist nicht mein Leben, nicht mein Beruf, sondern Leben bedeutet, mich immer wieder für etwas zu begeistern, das können auch Bücher sein, die ich schreibe.“ Dieses Zitat mag den Ausruf eines Dichters begründen, dessen Werke von der Kritik zunächst hochgejubelt und dann wieder fallen gelassen wurden, der aber nicht den Glauben an sich selbst, an das Leben, an eine Versöhnung im Hier und Jetzt verloren hat.

Hiermit ähnelt er stärker der Hauptfigur in seinem aktuellen Roman „Die Offenbarung“ als seinem Helden in „Schlafes Bruder“: „Elias ist abgebrochen, Jakob Kemper gelingt ein Stück Versöhnung“, so Robert Schneider. Ihn interessieren besonders Menschen, die anders sind, weil sie nicht anders können.

Musik spielt in beiden Romanen eine große Rolle, hat doch der Autor selbst Kompositionslehre studiert. Da er aber nicht zum „bedeutendsten Gegenwartskomponisten Österreichs“ wurde, sondern es ihn mehr zum Schreiben trieb, finden sich musikalische Formelemente auch in seinem Erzählstil: „Ritardando, Crescendo und Stakkato lassen sich hervorragend in der Sprache einsetzen, auch beim Erzählen kann man sich der Form des Rondos bedienen.“ Schneiders Verehrung gilt Johann Sebastian Bach, den er noch mehr als Denker denn als Musiker schätzt.

Robert Scheider hat aber auch ein musikalisches Verhältnis zur deutschen Sprache, die er als „schön, klangvoll, hochkompliziert und hochsensibel“ bezeichnet, deshalb steht er Übersetzungen distanziert gegenüber, da er nicht beurteilen könne, wie viel von seinem Werk in einer fremden Sprache übrig bleibe.

Ähnlich war es mit der filmischen Umsetzung von „Schlafes Bruder“: „Bei der Verfilmung musste ich mich vom Buch, meinem Kind, verabschieden. Ein anderes Medium bringt es mit sich, dass sich die Botschaft ändert.“ Das sei übrigens auch der Grund, weshalb vorerst ein Hörbuchversuch mit „Die Offenbarung“ abgebrochen wurde, da er „zu emotional“ lese. Das Medium Buch sei das Genre, das vom Rezipienten am meisten Arbeit verlange, ihm aber auch die meiste Freiheit lasse, seine eigenen Bilder, Klänge und Vorstellungen zu gestalten. Deshalb sei Lesen auch ein Luxus und dazu äußert sich Schneider pessimistisch: „Das Lesen wird sterben“ – gemeint ist damit natürlich die Lektüre von Literatur und nicht das Lesen von Börsenkursen.

Diese beeindruckende Veranstaltung, die mit finanzieller Unterstützung des Elternbeirates des Schyren-Gymnasiums stattfand, wurde moderiert von Ursula Beyer, die auch das Programmheft gestaltete und die nach der Lesung das Publikum, besonders die Schülerinnen und Schüler, bat, den Dichter nach dem zu fragen, „was die Deutschlehrer nicht beantworten können.“

Bilder und Text: © H.G. Haehnel Pfaffenhofen 2008


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