Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen
Niederscheyerer Straße 4 • 85276 Pfaffenhofen an der Ilm Telefon: 08441 898120 
Fax: 08441 898115  •  E-Mail an die Schulleitung, das Sekretariat, die Verwaltung(1):
kontakt@schyren-gymnasium.de
Anfahrt: google                                      







 



Auch Mobbing ist Gewalt

Der Vorsitzende des Elternbeirates des Schyren-Gymnasiums, Dr. Thomas Dickert,  konnte kürzlich neben vielen Eltern und Lehrkräften auch den Amtierenden Landrat Anton Westner zum Vortrag von M. A. Frank Schallenberg zum Thema „Mobbing unter Kindern“ in der Aula begrüßen.



Der Pädagoge, Buchautor und Geschäftsführer beim Deutschen Kinderschutzbund - Ortsverband Bonn e.V. -  Frank Schallenberg hat seit vielen Jahren praktische Erfahrungen im Umgang mit Mobbingopfern gesammelt. Gleich zu Beginn der Veranstaltung widersprach er einer amtlichen Statistik, die für das Jahr 2009 einen Rückgang der Jugendgewalt feststellte: „Das Mobbing an Schulen, ganz unabhängig von der Schulart, nimmt zu und Mobbing ist auch Gewalt. Die Betroffenen werden immer jünger.“ Natürlich gebe es auch Mobbing außerhalb der Schule, allerdings sei es gerade innerhalb eines relativ geschlossenen Systems, wie es eine Klasse darstelle, besonders tückisch, weil der Betroffene dort dem Täter nicht entkommen könne.

Schallenberg wies darauf hin, dass nicht eine einzelne Hänselei oder Beleidigung als Mobbing zu bezeichnen sei. Er beschrieb Mobbing in etwa folgendermaßen: Mobbing ist ein Prozess, der über einen längeren Zeitraum geht und der in der Regel nahezu täglich geschieht. Dieser Prozess benötigt Täter, eventuell Mittäter, ein Opfer und eine soziale Gruppe, die alles zulässt. „Der Mobber braucht Publikum.“ Zu körperlicher Gewalt kommt es beim Mobbing nur in etwa vier bis sechs Prozent der Fälle. Die Folgen für das Opfer sind der Verlust an Lebensfreude, häufig der Verlust an Konzentrationsfähigkeit, die Entstehung von Stress und Depression, absinkende Leistungen, Kontaktangst und der Abbau von Vertrauen. Für Eltern ist Mobbing nicht einfach zu erkennen, da es oft parallel geht zu entwicklungsbedingten Veränderungen eines Kindes und das Kind gleichzeitig Angst vor elterlichem Eingreifen hat. Allerdings sind Alarmzeichen unter anderem der Abbruch von Kontakten zu Gleichaltrigen, das Ausbleiben von Berichten aus dem Schulalltag, das Zuhausebleiben. Selbst ganze Schulklassen stellen Mobbing in Abrede, äußern sich aber auf die Frage nach ihrem Wohlbefinden in der Schule zu 60 bis 80 Prozent negativ, wenn in ihrer Klasse gemobbt wird.

Täterinnen und Täter teilt Schallenberg in etwa drei Gruppen ein: Mobbing geschieht zum einen aus Spaß, weil man dadurch in eine Machtposition gegenüber anderen gelangt und eine neue Rolle kennenlernt. Zum anderen gibt es als Täter auch Kinder, die vernachlässigt werden und die eventuell auch selbst Gewalt erfahren haben. Eine dritte Gruppe lebt den Egoismus, den sie von zu Hause kennt, nur nach. „Es zählt nur dein Erfolg“ – so könnte man die Lebensphilosophie dieser Täter beschreiben, jede Forderung zur Einpassung in eine soziale Gruppe wird für sie zur narzisstischen Kränkung. Auch lernen Kinder durch Vorbilder und gerade das private Fernsehen, aber auch das Internet ist voll von Filmen, in denen das Mobben aus dem Blickwinkel des Täters dargestellt wird und über das Opfer gelacht werden darf.

Helfen kann man dem Opfer nur, wenn man alle Beteiligten einbezieht. Natürlich muss das Mobben dem Täter untersagt und dieses Verbot auch durchgesetzt werden. Das Opfer hat das Recht, zu sagen, dass es nicht angesprochen, nicht berührt, nicht verfolgt werden will. „Um Hilfe zu bitten, ist nicht Petzen.“ Vor allem aber die soziale Gruppe, die Mobbing zulässt, muss an ihre Pflicht erinnert werden, dass man sich für einen funktionierenden Sozialverband, in dem sich alle wohlfühlen, zu engagieren hat. „Man muss nicht alle anderen mögen oder lieben, aber man hat dafür zu sorgen, dass es niemandem wegen des Verhaltens eines anderen Gruppenmitgliedes schlecht geht“, so sinngemäß Frank Schallenberg.

Weitere Informationen zum Autor und zu seinen Veröffentlichungen finden Sie unter www.frank-schallenberg.de.

Die Kontaktdaten für Betroffenen oder Interessierte: Mobbing-Beratung für Kinder und Jugendliche
Jugendinformationszentrum München (JIZ) Herzogspitalstraße 2480331 München
Tel.: 089 55052150,
info@jiz-muenchen.de
www.mobbing.jiz-m.de,
online-Beratung: www.kids-hotline.de,
www.kidsmobbing.de
Infofon: 089 121 5000, Nummer gegen Kummer: 0800 111 0 333.
Die persönliche Beratung im JIZ ist kostenlos und anonym. Um eine vorherige telefonische Anmeldung wird gebeten.
Pädagogisch-psychologische Informations- und Beratungsstelle für Schüler/innen, Eltern und Lehrer/innen (PIB). Karlstraße 34,
80333 München, Tel.: 089 5517 1340
info@pib-muenchen.de
www.pib-muenchen.de

Text: © Hans-Georg Haehnel, Fotos: © Gabriele Hartmann, Pfaffenhofen 2010


Zu "Veranstaltungen"
Zur Startseite des SGP