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P-Seminar: »Journalistisches Schreiben«

Das Interview mit Hansi Küpper am 4. 12. 2012 im SGP


Interview mit Hansi Küpper

Am Dienstag, 4. Dezember 2012, besuchte Hansi Küpper, Sportkommentator von Liga total das P-Seminar „Journalismus“ und stellte sich ohne Berührungsängste den Fragen der begeisterten Teilnehmer.

P-Seminar (PS): Was halten Sie von der Entlassung von Markus Babbel als Trainer der TSG 1899 Hoffenheim?

Hansi Küpper (HK): Ich denke, wer solange erfolglosen Fußball spielt mit einem Verein der solche Ambitionen und Möglichkeiten hat, muss zwangsläufig mit den Konsequenzen rechnen.

PS: Hatten Sie schon immer den Wunsch, Fußballkommentator zu werden?

HK: Ich wollte anfangs eigentlich Fußballprofi werden, habe aber diese Idee bald aufgegeben. Da ich aber fußballverrückt bin, und auch vor allem in Deutsch in der Schule gute Noten hatte, entwickelte ich den Wunsch, Sportjournalist zu werden.

PS: Wo haben Sie angefangen?

HK: Ich habe ein Praktikum beim Saarländischen Rundfunk absolviert, danach beim Westdeutschen Rundfunk als Volontär angefangen.

PS: Und wie sind Sie dann zum Fernsehen gekommen

HK: Damals beim WDR veranstaltete die große Kommentatorlegende Kurt Brummer einen Workshop, an dem ich teilnahm. Das half mir grundlegend zu trainieren, quasi immer zu reden, da man als Radiokommentator nicht die Fernsehbilder für sich sprechen lassen kann. Nach einiger Zeit beim Radio kam ich dann zum Fernsehen.

PS: Wie schafft man eine ganze Fußballreportage ohne sprachliche Hänger?

HK: Gar nicht. 90 Minuten ohne Fehler oder ohne Ähs zu reden ist quasi unmöglich. Die Kunst ist, diese Fehler nicht auffallen zu lassen.

PS: Was war Ihr peinlichster Moment als Fußballkommentator?
HK: Das ist noch gar nicht lange her, bei einem UEFA-Cup Spiel Borussia Dortmund gegen den FC Sevilla. Und weil es anfangs immer so hektisch zugeht, man muss die Mannschaftsaufstellungen vorlesen, den Namen des Schiedsrichters, auf die Werbung verweisen, die eingeblendet wird, sagte ich aus Versehen, die Schiedsrichter der Partie kämen aus der Sowjetunion. Dafür musste ich mir auch einigen Spott der Presse anhören.

PS: Wissen Sie alle Statistiken auswendig oder können Sie diese ablesen?
HK: Ich bekomme etwa drei Tage vor dem Spiel eine Mappe, in der alle Statistiken stehen, aber ich beschäftige mich in meiner Freizeit auch immer mit Fußball und versuche, überall, wie zum Beispiel aktuell bei der Sicherheitsfrage des DFB, auf dem Laufenden zu sein.

PS: Was halten Sie von Pyrotechnik im Stadion?

HK: Ich bin ganz klar gegen Pyrotechnik im Stadion. Das ist viel zu gefährlich.

PS: Eine andere aktuelle Streitfrage: Wie stehen Sie zu technischen Hilfsmitteln wie die Torkamera oder den Chip im Ball?
HK: Ich habe mal eine Veranstaltung besucht, in der Lutz Michael Fröhlich, Oberschiedsrichter des DFB, über dieses Thema referiert hat. Und in 43 strittigen Fällen, die der Schiedsrichter entscheiden musste, waren nur zwei Szenen dabei, die man mit Torkamera hätte entscheiden können. Bei allen anderen Szenen hätten keine Torlinientechnik und kein Chip im Ball etwas geholfen. Jeder schreit bei Fehlentscheidungen nach neuer Technologie, aber bisher hat niemand ein akzeptables Konzept vorgestellt.

PS: Können Sie sich aussuchen, welche Spiele sie kommentieren?
HK: Nein, das kann ich nicht. Ich habe ein Mitspracherecht, das heißt, ich kann sagen, dass ich gerne das Sonntagabendspiel haben will weil ich am Donnerstag Europa League kommentiere, aber ich kann nicht einfach sagen, ich kommentiere nächste Woche das Spiel des BVB.

PS: Fällt es Ihnen schwer, bei Spielen des BVB sachlich und emotionslos zu bleiben?

HK: Ganz und gar nicht. Im Gegenteil, vielen Kommentatoren wird nachgesagt, dass sie mit „ihrem“ Verein viel zu hart ins Gericht gehen.

PS: Wie sieht denn Ihr Arbeitsalltag aus?
HK: Das hängt davon ab, wie viele Spiele ich kommentieren muss. Normalerweise bekomme ich die Vorbereitungsmaterialien immer 3-4 Tage vorher und habe dann nach den Spielen Besprechungen. Besonders schön ist es, wenn man Spiele in Städten wie zum Beispiel Valencia kommentieren darf, dann kann man sich in ein Café am Meer setzen und sich vorbereiten.

PS: Wie macht man ein langweiliges Spiel, das es ja leider immer wieder gibt, für den Zuschauer unterhaltsam?
HK: Das kann man und das macht man eigentlich nicht. Manche Kommentatoren bringen dann eine Statistik nach der anderen, aber ich persönlich finde, dass, wenn ein Spiel langweilig ist, man es dem Zuschauer ruhig auch so sagen darf.

PS: Sie sprechen ja den Kommentator des Videospiels „Pro Evolution Soccer“. Wie sind Sie dazu gekommen?
HK: Die Entwickler dieses Spiels legten damals zum Glück eher weniger Wert auf große Namen, sondern wollten authentische Stimmen, die Fußball leben. So sind sie dann auf mich und Wolff Fuss gekommen. Wir sind schließlich nach London geflogen und haben dort alle Kommentare eingesprochen. Zu Beginn gestaltete sich dies noch etwas schwierig, da die japanischen Entwickler englische Kommentare eins zu eins ins Deutsche übersetzt hatten und wir uns deshalb mit dem „bicycle shot“ abkämpfen mussten, denn einen „Fahrradschuss“ gibt es in Deutschland nicht.

PS: Vielen Dank für das Interview, Herr Küpper.

Marc S. & Till E.


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