Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen
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Das hätte man dem Betonklotz des Schyren-Gymnasiums gar nicht zugetraut, dass er sich durch Stefan Daubners Bemühungen und die seines Teams in das Festspielhaus Pfaffenhofen verwandeln würde, aber eben dies geschah: Der Name des Musicalprojekts „Gisela und Stephan“ prangte an der Front der Schule. Den Bayreuther Balkon musste ein Klassenzimmer ersetzen, aber die Fanfaren luden dennoch 30 und 15 Minuten vor Beginn der Aufführungen die Besucher zum Betreten des Hauses ein.
Wie es sich für Festspiele gehört, waren auch zahlreiche Ehrengäste anwesend: Als Schirmherr des Musicals kam Christoph Prinz von Bayern mit zwei Söhnen. Auch Ungarns Generalkonsul Tamás Mydlo aus München war erschienen. Die fünfköpfige Delegation des Klosters Scheyern wurde von Abt Markus Eller angeführt, Pater Benedikt und die evangelische Pfarrerin Christiane Murner waren bei der letzten Aufführung am Sonntag zugegen. Den Landkreis Pfaffenhofen repräsentierte Anton Westner, Thomas Herker, der Bürgermeister Pfaffenhofens, war persönlich anwesend. Neben dem Schulleiter der Kodály-Chorschule Budapest, Attila Friedrich, besuchten die Premiere Schulleiter Dietmar Boshof, sein Vorgänger Hans-Günter Gessler sowie Stadt- und Gemeinderäte aus Pfaffenhofen und Scheyern. Daneben waren natürlich auch zahlreiche Sponsoren vertreten, wie zum Beispiel der Aufsichtsratsvorsitzende der Sparkasse Pfaffenhofen, Norbert Lienhardt, und der Vorsitzende der Hallertauer Volksbank Wilfried Gerling und viele andere.
Und wie waren die Leistungen der Mitwirkenden? Der Pfaffenhofener Kurier schrieb in seiner Montagsausgabe vom 30. September: „Hut ab vor der Leistung dieser jungen Damen und Herren, die sich durch ihre Noten kämpften und dabei Stefan Daubner im Auge behielten, der seinerseits auch die Einsätze der Chöre zu steuern hatte. Das alles wirkte bestens zusammen mit den Solisten, neben Nathalie Wagner als Gisela und Ákos Nagy als Stephan konnten sich noch weitere Glanzlichter auszeichnen, wie Ádám Koncz als Fürst Geza, Teresa Meßthaler als Giselas Zofe, Antonio Schäfer als Giselas Bruder Heinrich, Karin Law Robinson-Riedl als Äbtissin und Franz Oppel als Bischof, ohne die Leistungen der anderen Protagonisten schmälern zu wollen.
Eine Parade-Sprechrolle aber hatte Manuel Andre in Person des Hermann von Reichenau, der als Erzähler durch die Geschichte führt und ihn mit komödiantischem Talent in Szene setzt. Dazwischen immer wieder große Momente, wenn die Chöre der ungarischen Chorschule Zoltán Kodály oder der Chor des Schyren-Gymnasiums ihre Stimmen erhoben, monumentale Klänge mit Gänsehauteffekten, nicht zuletzt beim Epilog …“
Auch über Sophia Ritthammer, die in der zweiten Aufführung die Gisela sang, waren die Zuhörer des Lobes voll.
>> Mehr zur Musik und Anlage des Musicals
Falco Blome, dessen Regiearbeit man sonst am Stadttheater Ingolstadt sehen kann, führte die Inszenierung zu professionellem Niveau. Er wurde dabei von Ruth Knoll aus dem Schyren-Gymnasium unterstützt.
Effektiv und unaufdringlich steuerte die Technikgruppe, angeleitet von Wolfgang Jung, Licht und Sound der Veranstaltung. Patrick Burkart, Lucas Wolf und Moritz Schulmeister, unterstützt von Johannes Reiher, meisterten die Herausforderung, bis zu zehn Funkmikrofone und dazu das Orchester aussteuern zu müssen.
Die Bühnenbildgruppe von Anna-Maria Schirmer hatte wieder glänzende Arbeit abgeliefert. Geschickt wurden Videos zur Verstärkung der Musik eingesetzt. Genial war, dass das Schachspiel zur Versinnbildlichung mittelalterlicher Ränkespiele den Inhalt der Lieder und der Handlung unterstrich. Viel Mühe und Arbeit war auf die geschmackvollen Kostüme verwendet worden.
Heinrich Fischer dokumentierte die drei Aufführungen einschließlich des Geschehens vor der Schule mit ausdrucksstarken Fotos.
Wie bei Festspielereignissen üblich, berichtete der Bayerische Rundfunk bereits im Vorfeld über das Musicalereignis:
- Weltpremiere am Schyren-Gymnasium im oberbayerischen Pfaffenhofen: Mit dem deutsch-ungarischen Musical-Projekt "Gisela und Stefan" erzählen Schüler die Geschichte einer Zeit, in der Bayern und Ungarn herzoglich verbunden waren. BR-KLASSIK > Allegro
- Gymnasiasten präsentieren neues Musical
Die Geschichte handelt von der Verbindung der bayerischen Herzogstochter Gisela mit dem späteren ungarischen König Stephan. Im Jahr 995 sollen sie im Kloster Scheyern geheiratet haben. An dem binationalen Schulprojekt beteiligen sich rund 200 Schüler und Lehrer des Schyren-Gymnasiums in Pfaffenhofen, unterstützt von Musikern eines ungarischen Elite-Musikgymnasiums in Budapest. Bayern 2 > Nahaufnahme
Im Empfangsbereich waren genügend Servicekräfte unterwegs, die nicht nur den Weg zu den verschiedenen Örtlichkeiten weisen konnten, sondern auch informative Programmhefte verkauften. Die Bildschirme - eigentlich für den Vertretungsplan gedacht - zeigten Hinweise zum Giselaprojekt. Selbst auf den Aushängen für die Toiletten waren die Umrisse der Gesichter von Stephan und Gisela zu sehen. Die Gestaltung und Einrichtung des Entrees war primär das Werk von Matthias Braun.
Nach dem Einlass in den Veranstaltungsraum standen wieder hilfreiche Geister bereit, um bei der Platzsuche zu helfen: Da die Plätze durchnummeriert waren, gab es keine Hektik und kein großes Gedränge.
Ein 86-seitiges Programmheft, das fast ganz ohne Werbung auskam und sich messen lassen kann an Programmheften der Staatsoper, lieferte nicht nur das gesamte Libretto des Musicals in Ungarisch und Deutsch, sondern auch interessante Hintergrundinformationen zu Sängerinnen und Sängern sowie zur Entstehung des Musicals.
Der Vorbereitung des Gisealfestspiels diente eine eigene Website, www.gisela-musical.eu. Dort gibt es auch Bilder der verschiedenen Aufführungen.
Geschickt war - wie in Bayreuth auch - der Verpflegungsbereich nach außen gelegt worden, wo es neben Gulaschsuppe, Steaksemmeln und Getränken auch etwas zu sehen gab: Nicht zuletzt der Feuerspeier der Gruppe „Schwert & Mieder“ beeindruckte in der Pause.
PN-Medien drehte einen Videofilm der ersten Aufführung, den man zu 23 beziehungsweise 25 Euro erwerben kann. >>Bestellschein
Ein Wochenende lang lag tatsächlich ein Hauch von Bayreuth über dem Pfaffenhofener Festspielhaus. Schade, dass der Festspieltraum in Pfaffenhofen schon wieder zu Ende ist.
Bilder: © Heinrich Fischer, Pfaffenhofen 2013
Text: © Hans-Georg Haehnel, Pfaffenhofen 2013