Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen
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Dem Klima auf der Spur

Forschungsexkursion führt Gymnasiasten auf den Blaueisgletscher

30 Schülerinnen und Schüler des Schyren-Gymnasiums in Pfaffenhofen (SGP) waren Ende September nun schon zum dritten Mal als junge Forscherinnen und Forscher im Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land (SFZ) und im Nationalpark Berchtesgaden unterwegs.

Kurz vor ihrem Aufbruch nach Berchtesgaden absolvierten die Sechstklässler an der Schule einen Projekttag zum Thema Orientieren im Gelände, den Christoph Becker, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU München, durchführte. Wie kann man eine Karte lesen? Und wie benutzt man eigentlich einen Kompass? Auf diese und weitere Fragen galt es Antworten zu finden, die die Schülerinnen und Schüler auch gleich an verschiedenen Stationen ausprobieren durften, ehe sie am Nachmittag im Skulpturenpark zu einem Orientierungslauf starteten. Ohne GPS-Signal mussten sie auf ihr neu erworbenes Wissen zurückgreifen und mithilfe von Karte und Kompass verschiedene Aufgaben zur Orientierung lösen.

Am Sonntag ging es dann mit der Bahn los in Richtung Berge. Mit an Bord waren die Lehrkräfte Bernhard Laux, Elke Leppelsack und Matthias Maier, die ihre zum Teil schwer bepackten Schützlinge wohlbehalten in das Jugendhaus in Markt Schellenberg begleiteten.

Den Montag verbrachten die Schülerinnen und Schüler am Schülerforschungszentrum. Dort mussten sie sich für die bevorstehende Exkursion auf den Blaueisgletscher erst einmal in ihre beiden Spezialgebiete Botanik und Wetterkunde einarbeiten.

Jungbotaniker bestimmen Standortfaktoren an der Schärtenalm

Die jungen Botaniker erhielten erste Einblicke in die Bestimmung von Pflanzen und durften die Theorie dann auch gleich in der Praxis austesten, indem sie Blumen sammeln und danach im Labor benennen mussten. Einige der Schülerinnen entwickelten einen richtigen Feuereifer und wollten möglichst viele verschiedene Blumen für ihren Strauß finden: „Da sieht man erst einmal, wie viele verschiedene Pflanzen es hier so gibt!“ Zurück im Labor kamen dann zum Teil auch Stereolupen zum Einsatz, die den Schülern einen völlig neuen Einblick in die Details ihrer Untersuchungsobjekte eröffneten. Voller Eifer sezierten sie mithilfe von Skalpells Blüten, schnitten Samenkapseln auf und auch eine lebende Spinne wurde mit großem Interesse vorsichtig „unter die Lupe“ genommen.

Die Wetterkundler duften in der Zwischenzeit unter Anleitung von Caro Klar, einer Mitarbeiterin des SFZ, verschiedene Schülerexperimente durchführen, um so einen ersten Einblick in die unterschiedlichen Wettergrößen zu bekommen. Am Nachmittag ging es für diese Gruppe dann noch in die Werkstatt, wo sie ihre eigenen Geräte zur Bestimmung der Luftfeuchtigkeit bauten.

Diese sogenannten „Psychrometer“ kamen am zweiten und dritten Tag beim Auf- und Abstieg zum Blaueisgletscher zum Einsatz. An bestimmten Geopunkten ermittelten die Schülerinnen und Schüler verschiedene Wettergrößen, wie Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchte, Hangneigung, Windstärke und Windrichtung.

Die Botaniker indessen führten unter der wissenschaftlichen Anleitung von Dr. Gert Helms an mehreren Standorten Vegetationsaufnahmen durch und bestimmten zusätzlich den Säure- und Nitratgehalt des Bodens.

Am späten Nachmittag hatten alle Schülerinnen und Schüler glücklich den Aufstieg bis zur 1680 Metern hoch gelegenen Blaueishütte bewältigt. Entsprechend erschöpft, aber auch stolz meinte ein Schüler: „So eine lange Wanderung ist schon echt anstrengend und mühsam – aber wenn man dann oben steht und runterschaut, hat man das alles vergessen!“ Zumal die Kinder bei perfektem Bergwetter mit einem grandiosen Ausblick belohnt wurden.

Vor dem Blaueisgletscher wird die Windgeschwindigkeit gemessen.

Den Höhepunkt ihrer zweitägigen Exkursion ins Gelände stellte für die Schüler neben der Übernachtung auf der Hütte die Erkundung eben jenes nördlichsten Gletschers der Alpen dar. Groß war die Begeisterung, als kurz vor der Altschneegrenze auch noch eine Gruppe von Gämsen gesichtet wurde. Viele der Schülerinnen und Schüler standen zum ersten Mal auf einem Gletscher und machten sich gleich voller Elan daran, dessen Rutschfähigkeit zu testen: „Im Spätsommer Schnee, das ist schon etwas Besonderes. Da werden die zu Hause aber neidisch sein!“

Nachdem alle Schülerinnen und Schüler auch den langen Abstieg erfolgreich bewältigt hatten, werteten die Jungforscher am nächsten Tag ihre gesammelten Daten am Schülerforschungszentrum aus und präsentierten ihre Ergebnisse der jeweils anderen Forschergruppe. Dabei traten sie mit dem Selbstbewusstsein von echten Experten auf und konnten ihren Mitschülerinnen und Mitschülern kompetent ihr neu gewonnenes Fachwissen vermitteln.

Bevor es am Freitag wieder mit der Bahn nach Hause ging, wurde die Forscherwoche noch methodisch durch einen Besuch im Haus der Berge abgerundet, dem neu eröffneten Nationalparkzentrum in Berchtesgaden. In der spannenden Ausstellung konnten die Schüler vieles, was sie auf der Wanderung im Nationalpark hautnah erfahren hatten, medial aufbereitet wieder entdecken, eigenständig bestimmte Bereiche nochmals vertiefen und neue Aspekte der Berchtesgadener Bergwelt kennen lernen.

Nach der erfolgreichen Woche in Berchtesgaden werden die Schülerinnen und Schüler im Laufe des Schuljahres im Natur und Technik Unterricht ihre Ergebnisse noch weiter auswerten und diskutieren.

Durch die Kooperation des SGP mit der TU München und dem SFZ Berchtesgadener Land ergibt sich für die Pfaffenhofener Schule im MINT-Bereich die Möglichkeit, auch in Zukunft spannenden Forschungsfragen nachzugehen. Das Projekt wurde zusammen mit acht weiteren Bewerbern für den Preis „Schule trifft Wissenschaft“ der Robert-Bosch-Stiftung nominiert, der am 2. Dezember in Berlin verliehen wird.

Text: TU München
Fotos: Bernhard Laux