Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen
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Flucht und Vertreibung aus erster Hand

In einem längerfristig angelegten Projekt zum Schuljahresende erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler aus vier zehnten Klassen des Schyren-Gymnasiums eine Ausstellung zur Vertreibung der Deutschstämmigen aus Ostmitteleuropa.

Hierfür konnten spannende Zeitzeugen und hochkarätige Experten gewonnen werden. Zunächst hatten die Jugendlichen mithilfe von Recherchebögen im eigenen Familienkreis zu Geschichten aus der Nachkriegszeit geforscht. Als Start in das Projekt ging Christian Knauer, Landesvorsitzender des Bundes der Vertriebenen, in einen Gastvortrag nicht nur auf die Ereignisse der Vertreibung ein, sondern stellte diese auch in den Kontext des Zweiten Weltkrieges und spannte einen internationalen Bogen von den Vertreibungen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts bis zu den Fluchtbewegungen heutiger Tage.

In der anschließenden Woche arbeiteten die Schüler in klassenübergreifenden Gruppen unter der Leitung ihrer Geschichtslehrer Richard Fischer und Tobias Grieb an Plakaten zu den Herkunftsregionen und der Integration der Vertriebenen in der Bundesrepublik. Höhepunkt der Veranstaltung waren die Gespräche mit fünf Zeitzeugen, die über den Ortsvorsitzenden der Sudentendeutschen Landsmannschaft, Leo Schurius, eingeladen wurden.


Die Zeitzeugin Adelheid Schurius erzählt im Rahmen des Unterrichtsprojekts von der Vertreibung der Sudetendeutschen. Foto: Richard Fischer

Die Erzählungen der mittlerweile hochbetagten Pfaffenhofener führten den aufmerksamen Jugendlichen vor Augen, was der Verlust der Heimat bedeutet. Sie wurden aufgezeichnet und als Hörbeispiele in die Ausstellung eingearbeitet. Ein Teil der Schüler beschäftigte sich unter dem Motto „Leben am Limit“ und „Flüchtlinge verleihen Flügel“ mit der Eingliederung der Neubürger in Pfaffenhofen. Abschließend ging Bernd Posselt, Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft und ehemaliger Europaabgeordneter, in einem Vortrag auf die Rolle der Vertriebenenverbände in der heutigen Gesellschaft ein.


Der Bundesvorsitzenden der sudetendeutschen Landsmannschaft, Bernd Posselt, bei seinem Gastvortrag am Schyren-Gymnasium. Foto: Richard Fischer

Als überzeugter Europäer sieht er deren Aufgabe nicht im Wiedergewinnen ehemaliger Siedlungsgebiete, sondern in der Völkerverständigung. Diesbezügliche Projekte seien aktueller denn je.

Die ambitionierte Ausstellung „Ist Heimat ersetzbar?“, die aus der Fülle an Informationen und Eindrücken hervorging, war zum Schuljahresende am Schyren-Gymnasium zu sehen. Die Vertreibung der Sudetendeutschen jährt sich heuer zum siebzigsten Mal; dazu ist für Oktober eine Ausstellung im Pfaffenhofener Rathaus geplant. In diese und und die begleitende Publikation des Stadtarchivars Andreas Sauer sollen die Ergebnisse des Schulprojekts einfließen.

Text: Roland Scheerer