Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen
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Drei Mordversuche überlebt

Wolfgang Welsch, geboren 1944, schilderte am 8. Oktober in der Aula des Schyren-Gymnasiums Pfaffenhofen auf beeindruckende Weise seinen Lebenslauf. Dreimal überlebte er Mordanschläge, die ein vorgeblicher Freund, Peter Haack, im Auftrag der Staatssicherheit der DDR auf ihn verübte, die Welsch aber allesamt überlebte.



Grund dafür war, dass Welsch, der sich selbst „Staatsfeind Nummer 1“ der DDR nennt, jahrelang als Fluchthelfer tätig war und nach eigenen Angaben etwa 220 Personen aus dem Gebiet der DDR nach Westdeutschland brachte. Erwischt wurde er dabei nie.

Die Zuhörer lauschten gespannt den Berichten, wie ein einzelner mit ein paar Freunden durch den Einsatz von Methoden, die an Agentenfilme denken ließen, jahrelang das DDR-Ministerium für Staatssicherheit an der Nase herumführte.

Aus einem jungen Mann mit christlich geprägten bürgerlichen Werten, die ihn zu einem Gegner des kommunistischen System gemacht hatten, wurde nach einer Verurteilung wegen des Versuchs der „Republikflucht“ nicht zuletzt auf Grund von massiven Foltererfahrungen ein Feind der DDR. Sogar als Häftling sabotierte er Exportartikel der DDR-Wirtschaft. Deshalb übersiedelte er auch nach der Haftentlassung nicht in die BRD, sondern nahm seinen Kampf in der DDR gegen das System wieder auf. Das brachte ihm weitere fünf Jahre Gefängnisaufenthalt ein. Für rund 90000 Mark kaufte ihn schließlich die Bundesrepublik Deutschland aus der Gefangenschaft frei.

Zelle in einem Gefängnis der Staatssicherheit der DDR

Neben einem Studium in Westdeutschland und England widmete sich Wolfgang Welsch dann aber weiter dem „Widerstand gegen die kommunistische Diktatur“. In seinem Vortrag betonte Welsch immer wieder, dass allein dieser Widerstand, der vor allem in Flucht, Fluchthilfe und Kampf gegen das DDR-System bestand, die DDR zum Untergang verurteilt habe. Die kirchlichen und Bürgerrechtsgruppen in der DDR hätten zur Wende wenig beigetragen. „Sie wollten ja nur eine bessere DDR“, so Welsch. Eine Reform des Systems sei aber gar nicht möglich gewesen, denn „Diktaturen lassen sich nicht reformieren, sie müssen bekämpft werden“. So sieht sich Welsch in der Tradition von Stauffenberg und der Geschwister Scholl, die ohne großen theoretischen Hintergrund gegen eine Diktatur kämpften, einfach weil sie aus Gewissensgründen Nein sagen mussten.



Insgesamt werde die Rolle der aktiven Widerständler beim Sturz der DDR heute noch als zu gering eingeschätzt, während Bürgerrechtler seiner Meinung nach zu Unrecht für ihr Engagement gelobt und gefeiert würden. Als besonders fragwürdig nannte Welsch die Mitglieder des ersten und einzigen freigewählten Kabinetts der DDR des damaligen Ministerpräsidenten Lothar de Maizière, zum Beispiel den Theologen Rainer Eppelmann.

Text und Bilder: © Hans-Georg Haehnel, Pfaffenhofen 2012