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Computerlinguistik zwischen Sprachwissenschaft und Technik
Vortrag von Dr. Daniel Feussner
am Schyren-Gymnasium


Einen kleinen, aber interessierten Kreis von Zuhörern konnte Oberstudiendirektor Hans-Günter Gessler zum Vortrag von Dr. Daniel Feussner, einem ehemaligen Schüler des Schyren-Gymnasiums, der hier vor acht Jahren sein Abitur abgelegt hatte, begrüßen. Das Thema "Computerlinguistik zwischen Sprachwissenschaft und Technik" brachte vielen schon die ersten Verständnisschwierigkeiten. Der Kontakt mit dem Referenten erfolgte übrigens - wie könnte es bei einem Computerspezialisten auch anders sein - über das Internet, in dem ja seit kurzem die Homepage des Schyren-Gymnasiums zu finden ist, wie Hans-Georg Haehnel in seiner Einführung berichtete.

Daniel Feussner erklärte zunächst den Begriff Computerlinguistik, hinter dem sich die Umsetzung von Sprache in computerlesbare Programmiersprache verbirgt. Er ging auch auf die Anwendungsmöglichkeiten dieser neuen Wissenschaft ein, wobei es aber seiner Meinung nach sicher noch lange dauern wird, bis Aufsätze vom Computer korrigiert werden können, da das Problem der verschiedenen Textsorten und Mehrdeutigkeiten zumindest derzeit noch nicht gelöst werden könne.

Dr. Feussner am SGP Ausführlich zeigte der Referent auch die Geschichte der Computerlinguistik auf, die bereits bei Panini in Indien im 6./5. Jahrhundert vor Christus beginnt, der die Grammatik damals in 4000 kurzen Grammatikregeln zusammenzufassen versuchte. Sprache in Logik umzusetzen wollte  auch David Hume im 18. Jahrhundert, während Charles Babbage 100 Jahre später bereits versprach, eine Maschine zu konstruieren, die Texte übersetzen konnte, was aber noch nicht gelang. Alfred North Whitehead, der 1947 starb, befasste sich als erster Mathematiker mit Sprache und Logik, stellte aber dabei auch fest, dass bei der Umsetzung von Sprache in Logik zu große Sinnverluste auftraten. Weitergeführt wurde dies von Bertrand Russell, der alle Begriffe logisch darstellen wollte, und George Edward Moore sowie Leonard Bloomfield. Etwa 1950, so Feussner, befasste sich das amerikanische Militär mit automatischen Übersetzern, von Siemens und IBM wurden in der Folgezeit verschiedene Systeme entwickelt. Mit der Entwicklung und Ausbreitung des Internet schlug dann die eigentliche Geburtsstunde der Computerlinguistik. Ein Institut dafür wurde zuerst in München eingerichtet, bald darauf auch in Stanford, Paris, Tübingen und Boston. Auch Software-Firmen stiegen hier ein, und durch Avram Noam Chomsky wurde die Linguistik mit der Entwicklung der generativen Transformationsgrammatik revolutioniert.

Dr. Feussner erläuterte auch die Techniken der Computerlinguistik, hob aber dabei hervor, dass der Computer immer nur ein Hilfsmittel sein könne, z.B. durch Lexika, die Fachbegriffe oder auch wichtige Bedeutungen von Wörtern enthielten. Übersetzungen seien aber für den Computerlinguisten immer das größte Problem, da ja der Computer keine Semantik kenne und auch sinnverschiedene gleichlautende Wörter nicht unterscheiden könne. Sätze müssten auf logische Grundaussagen reduziert werden, die man einfach mit "ja" und "nein" fassen könne.

Es gebe auch in jeder Sprache typische Probleme, die beim Übersetzen durch den Computer Schwierigkeiten bereiteten, so einfach die Schreibrichtung oder Wortkombinationen, die den ursprünglichen Sinn eines Wortes völlig „änderten, wie der Referent an einigen Beispielen aufzeigte. Künstliche Intelligenz sei eigentlich, so meinte er, der falsche Ausdruck für die Leistung eines Computers, es sei nur eine Simulation von Intelligenz. Kein Computer sei dem Menschen an Denkfähigkeit überlegen, er könne nur schneller eingespeicherte Daten abrufen. Daher könne ein Computer einen anspruchsvollen Text auch nicht klar übersetzen, da hierzu Verständnis nötig sei.

Als Anwendungsmöglichkeiten gebe es heute einfache Übersetzungen, dazu komme die Steuerung von Arbeitsprozessen durch natürliche menschliche Sprache; in Amerika könne man Bankgeschäfte schon per Telephon erledigen, ohne mit einem Mitarbeiter zu sprechen, da dies der Computer allein schaffe. Man beschäftige sich auch mit einer "One-World-Language", einer Einheitssprache für die ganze Welt, zum Zweck der Informationssynchronisation, und der heute wichtigste Bereich sei natürlich das Internet, das allerdings auch Informationen über den Benutzer ermögliche, die Rückschlüsse auf die Person zuließen. In Deutschland sei dies aber verboten.

Dr. Feussner gab abschließend noch einen kurzen Ausblick auf die Zukunft: Derzeit werde ein Weltwörterbuch in 68 Sprachen im Internet zusammengestellt, das täglich um 60 Gigabyte wachse. Skeptisch sei er aber bei Übersetzungen schwieriger Texte.

Dr. Feussner am SGP bei der Danksagung

Hans-Georg Haehnel dankte Dr. Feussner für seinen informativen Vortrag , der mit Beifall aufgenommen wurde, und überreichte ihm Erinnerungsgeschenke, darunter ein von einem Schüler des Schyren-Gymnasiums entwickeltes Kreuzworträtselprogramm.










(Erich Gruber)


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