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"Ein generelles Ja oder Nein zur Gentechnik ist nicht möglich!"
- Dr. Robert Slany zeigt Chancen und Gefahren in der Medizin auf-

Zwar konnte der Fachbetreuer für Biologie am Schyren-Gymnasium, Hermann Kaplan, nur etwa 40 Zuhörer zum Vortrag von Dr. Robert Slany mit dem Thema "Gentechnik in der Medizin" begrüßen, aber diese folgten dafür umso interessierter den Ausführungen des Referenten, der 1983 am Schyren-Gymnasium sein Abitur ablegte; er arbeitet zur Zeit an seiner Habilitation über "Gene, die bei Kleinkindern Krebs hervorrufen können", ist also mit dem medizinischen Anwendungsbereich der Gentechnik voll vertraut.

Dr. Slany erklärte zunächst die Voraussetzungen, auf Grund derer Gentechnik überhaupt möglich ist. Der katholische Geistliche Gregor Mendel habe vor 110 Jahren als Erster bewiesen, dass in der Vererbung bestimmte Gesetze herrschen, dass also die Keimzellen Eigenschaften haben, die die Vererbung bestimmen. Vor etwa 80 Jahren habe man zum ersten Mal Chromosomen unter dem Mikroskop sehen können, und 1940 habe der Nobelpreisträger Oswald T. Avery entdeckt, dass DNA, also Desoxy-ribonukleinsäure, in den Chromosomen Träger der genetischen Information ist. Etwa 1955 sei von Francis Crick und James Watson die DNA-Struktur erkannt worden, was dann erst die Gentechnik ermöglicht habe. Ein Gen, so Dr. Slany weiter, sei ein Informationsabschnitt auf der DNA, der Instruktionen für ein Eiweiß enthalte.

Seit 1972 könne man gezielt in die DNA eingreifen und im Reagenzglas Veränderungen bzw. neue Kombinationen durchführen, wie sie auch in der Zelle erfolgen könnten.In der Medizin, so betonte der Referent, gebe es drei Möglichkeiten des Einsatzes von Gentechnik:

  • Erstens könne man Krankheitsgene isolieren und so eine sichere Diagnose stellen, da viele Krankheiten auf einer Veränderung oder dem Ausfall von Genen beruhten. Bei einer Feststellung dieses "Fehlers" bei Genen sei es daher möglich, bereits vor dem Ausbruch die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung zu erkennen. Als Beispiele nannte Dr. Slany die Cystische Fibrose, die große Lungenprobleme hervorrufe, weil der dadurch zähe Schleim nicht abfließen könne, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, Muskelschwäche und Rot-Grün-Blindheit, aber auch manche Krebssorten. Er zeigte dazu auch Dias von durch Gendefekt verursachter Überempfindlichkeit gegen ultraviolettes Licht, die zu Hautkrebs führe, und von einer seltenen Hauterkrankung, die zur Ablösung der Haut führe. Dabei sei durch die Gentechnik ebenso wie bei Leukämie eine Diagnostik für eine entsprechende Behandlung möglich.
  • Der zweite Bereich sei die gentechnische Produktion von medizinisch wichtigen Eiweißstoffen für die Diagnose, z.B. die Festellung von HIV-Antikörpern, die nur so in der nötigen Anzahl durchgeführt werden könnten, aber auch von Medikamenten für die Behandlung, etwa Insulin, Interferon oder Erythropoietin, einem Stoff, der die Bildung von roten Blutkörperchen beschleunige, und von Impfstoffen zur Krankheitsvorbeugung, so gegen Hepatitis B oder eine bestimmte Art von Gehirnhautentzündung.Dr. Robert Slany erklärte dazu, was bei Gentherapie geschehe: Man versucht, defekte Gene durch eine korrekte Kopie dieser Gene zu ersetzen; 1998 seien dazu 280 Versuche angemeldet gewesen. Erfolge habe man bei Kindern erzielt, die wegen Gendefekten absolut steril aufwachsen mussten, allerdings bisher nur in drei Fällen. Es seien zwar noch nicht alle Fragen gelöst, aber der Anfang sei gemacht, und man könne bereits im Mutterleib bestimmte Defekte korrigieren.
  • Abschließend ging der Referent auch auf die Gefahren ein, die jeden persönlich zu einer eigenen Entscheidung zwingen würden: "Wer ist der Erste, der sein Kind mit einem doppelten Satz "Intelligenzgene" ausstattet?" "Werden nur noch blauäugige Kinder geboren?" "Ist jemand, der Gene nicht optimiert, minderwertig?" "Wie sieht es aus, wenn bestimmte Krankheiten vorhersehbar sind? Wird hier gleich die Abtreibung durchgeführt oder z.B. bei Brustkrebsgefahr gleich vorsorglich amputiert?" All diese Fragen enthielten Gefahren, die nur in persönlicher Entscheidung beantwortet werden könnten; in diesem Bereich liege, so Dr. Slany, die wirkliche Gefahr, nicht im Entstehen von "Monsterviren", da man dies ausschließen könne. Daher sei "ein generelles Ja oder Nein zur Gentechnik nicht möglich", und, so Slany: "Ich glaube, dass die Entwicklung nicht mehr reversibel ist."


In der lebhaften Diskussion ging der Referent auch auf Embryonenversuche ein, die zwar in Deutschland verboten seien, aber in anderen Ländern durchaus erlaubt; so würden etwa Gehirnzellen aus Embryonen in Schweden gezüchtet, um damit Alzheimer-Kranke zu behandeln. Embryonen müssten nicht aus Abtreibung stammen, sondern seien "Überbleibsel" aus künstlicher Befruchtung, wo ja nur eine oder zwei von entschieden mehr befruchteten Einzellen eingepflanzt würden. Und wenn andere Länder damit Geschäfte machten, könne man sich auch bei uns trotz aller strengen Gesetze dieser Entwicklung nicht entziehen.
Großer Beifall dankte Dr. Slany für seine Ausführungen, nach denen er sich auch für private Fragen noch zur Verfügung stellte.
(Erich Gruber)


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