Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen
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© Bruno Mooser
Wegfahren, um heimzukommen: Harald Grill am Schyren-Gymnasium
Zum zweiten Mal in diesem Jahr las Harald Grill, Schriftsteller aus Niederbayern,
vor Schülerinnen und Schülern der Unterstufe des Gymnasiums aus seinem
Buch „Da kräht kein Hahn nach dir“. Am Abend stellte er weitere
Werke einem erwachsenen Publikum vor.
Er erklärte den Schülern, wie Bücher bei ihm zustande kommen,
vom Zeitungsbericht, der die Idee liefert, über alltägliche Beobachtungen,
gezielte Nachforschungen und Gespräche bis zum Zusammensetzen der Puzzle-Teile.
Anschaulich schilderte der Autor, wie er Ideen sammelt, Notizzettel schreibt
und diese schließlich an einer langen Wäscheleine mit Holzklammern
waagrecht und senkrecht aneinanderfügt, bis eine spannende Geschichte entsteht.
Die Schüler lauschten ihm interessiert 90 Minuten lang.
© Haehnel
Am Abend bot Harald Grill Erwachsenen ebenfalls einen kurzweiligen Einblick
in
sein Schaffen. Nach Begrüßung der Ehrengäste durch Frau Ursula
Beyer (SGP), die auch die Ausstellung und das Programmheft zu Harald Grills Werken
erstellt hatte, zeigte der Dichter sich nicht nur als Lyriker, sondern auch als
Erzähler im wörtlichsten Sinn. Wenn man nur zuhörte, wusste man
manchmal gar nicht, ob er nun aus einem seiner Werke las oder gerade über
eine bemerkenswerte Erfahrung sprach, um zu einem anderen Text überzuleiten.
Die mündlich vorgetragene Episode über die Begegnung mit einem Jungen
auf dem Balkan, der fließend elf Sprachen spricht, könnte ebenso gut
aus einem seiner Werke stammen.
Harald Grills Gedichte kreisen oft um einen Begriff, der aus verschiedenen Blickwinkeln
betrachtet wird, sodass sich schließlich der Begriffsinhalt dem Hörer
neu erschließt.
Die Einnahme einer kindlichen Perspektive zeichnet seine Kindheitserinnerungen
aus, die geprägt sind von der Kriegsverletzung des Vaters und der Flüchtlingsexistenz
der Mutter, die aus Breslau stammt und die es nun nach Bayern verschlagen hat.
Assoziationen mit Hans-Ulrich Treichels Roman „Der Verlorene“ drängen
sich auf, nicht zuletzt auch wegen der eindrücklichen Schilderung der Lebensumstände
in den fünfziger Jahren, wo die Kinder noch „Vati“ und „Mutti“ zu
ihren Eltern sagten und wo „Lurchi-Hefte“ das Beste am Schuhkauf
waren.
© Haehnel
In seiner Lesung aus einem bislang unveröffentlichten Manuskript nahm Harald
Grill wiederum einen unerwarteten Perspektivenwechsel vor: Während viele
Reisende wegfahren, um ihr gewohntes Zuhause für zwei Wochen zu verlassen,
schildert Grill eindrücklich, wie er wegfährt, um nach Hause zu kommen: „Ich
gehe nicht weg, sondern heim.“ Ebenfalls mit einer Veränderung des
Blickwinkels hat zu tun, wenn Grill sagt: „Ich informierte mich nicht über
die Gegenden, in die ich fuhr, ich wollte sehen, was ich sehe. In den meisten
Büchern, die ich später las, steht nichts von dem, was ich sah.“
Frau Ursula Beyer dankte Harald Grill für seine Darbietung vor Kindern und
Erwachsenen und sprach ihren Dank an den Elternbeirat aus, der die Veranstaltungen
mit Harald Grill am Schyren-Gymnasium finanziell großzügig unterstützte.
Ursula Beyer / Hans-Georg Haehnel
Hintergrundinformationen: Harald Grill
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