Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen
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Schiller schickte Sigrid Damm

Mit diesem Gedanken eröffnete Ursula Beyer die 24. Dichterlesung am Schyren-Gymnasium. Als Grund gab sie an, dass auch Schiller zur Überzeugung gelangt sein müsste, dass Sigrid Damm ihn besser kenne, als er es selbst jemals vermocht hätte. Am Tag nach seinem 250. Geburtstag brachte Sigrid Damm in der Aula des Schyren-Gymnasiums den Hörern Schillers Leben nahe.


Auf den ersten Blick wirkt Sigrid Damms Methode einfach: Sie beschreibt ihre persönliche Annäherung an den Dichter, aber das macht sie auf magische Weise. Denn sie begibt sich auf eine Gratwanderung zwischen ihren ureigensten Wertungen, Zitaten aus Briefen Schillers und erzählenden Passagen. Aber bevor sie Gegebenheiten beschreibt, lässt sie lieber Fakten sprechen. So entsteht zweifelsohne ein subjektives Panoramabild Schillers, in das Sigrid Damm den Leser oder Zuhörer einzutreten einlädt.

Es werden auch ganz unheroische Aspekte an Schiller, wie zum Beispiel seine zeitweilige Trunksucht, sein Schuldenmachen, seine eigenwilligen Ansichten zu einer Ehe zu dritt thematisch und verschwinden nicht einfach hinter seiner spannungsreichen Freundschaft zu Goethe. Von einer Ethik des asketischen Protestantismus im Sinne Max Webers geprägt wirkt Schillers Ablehnung des Wohlseins und des von ihm so wahrgenommenen heldenhaften Arbeitens unter der Bedingung von Krankheit und Unwohlsein. Er fürchtet sogar, süchtig nach Nüchternheit zu sein, oder war die Krankheit gar ein stimulierender Anreiz zur Arbeit?

Sigrid Damm vermittelte an diesem Abend also tiefe Einblicke in das Leben des Dichters Schiller. In der folgenden Aussprache wurde deutlich, dass Sigrid Damm sich spätestens im Jahr 1978 in der DDR in die innere Emigration zurückgezogen hatte, weshalb die Wende auf ihr Schreiben kaum einen Einfluss hatte. Gleichwohl waren die Tage vor dem Mauerfall am 9. November auch für sie spannend und im Erleben widersprüchlich zugleich: Während der eine Sohn als Wehrpflichtiger der NVA 20 Patronen ausgehändigt bekam, malte sein Bruder eine Karikatur von Egon Krenz als Wolf im Großmuttergewand aus Rotkäppchen.


Zu Beginn der Veranstaltung dankte Dr. Dorothea Pohlmann als Vertreterin des Elternbeirates der Schule Ursula Beyer, die in diesem Jahr letztmalig für die Fachschaft Deutsch und mit finanzieller Unterstützung des Elternbeirats die Dichterlesung organisiert hatte. Pohlmann wandte sich aber auch charmant an Sigrid Damm mit dem Hinweis, dass vor elf Jahren die in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Herta Müller auf dem Podium in der Aula des Schyren-Gymnasiums gelesen hatte.

Hans-Georg Haehnel



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