Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen
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Dr. Angelika Niebler, MdEP, am SGP

Schülerinnen und Schüler der Oberstufe des Schyren-Gymnasiums und eine Klasse von Ludwig Höchtl aus der Realschule erlebten zwei interessante Schulstunden mit der Europaabgeordneten Dr. Angelika Niebler. Sie konnte befriedigt feststellen, dass die Jugendlichen sehr gut informiert waren. Die Zahl der Mitglieder des europäischen Parlaments und die Anzahl der deutschen und bayerischen Abgeordneten dort wurde von den Jugendlichen sehr genau geschätzt. Auch wie stark das alltägliche Leben von der EU bestimmt wird, kam zur Sprache, als Beispiel dafür galten die Telefongebühren für Handys bei Auslandsgesprächen. Wurzeln der europäischen Einigung sind die EGKS: "Aufbauend auf einer Idee von Jean Monnet schlug Frankreichs Außenminister Robert Schuman am 9. Mai 1950 vor, eine Produktionsgemeinschaft für Kohle und Stahl zu schaffen. Dieser Vorschlag wurde als Schuman-Erklärung bekannt und mündete in die Gründung der Montanunion, die der Grundstein der heutigen Europäischen Union ist."(1)

Als wichtigste Errungenschaften der europäischen Gemeinschaft würdigte Angelika Niebler die Reisefreiheit, das Studieren im Ausland, die Schaffung von Arbeitsplätzen und den dauerhaften Frieden in Europa – lauter Dinge, die für die Teilnehmer am II. Weltkrieg noch in unvorstellbar weiter Ferne lagen. Heute hat die EU etwa 500 Millionen Einwohner, mehr also als die USA, und es werden 23 verschiedene Sprachen in der EU gesprochen. Für nichteuropäische Staaten, wie zum Beispiel die Vereinigten Emirate, sei zunehmend die Meinung Europas wichtig, nicht mehr die einzelner Staaten, so Dr. Niebler.

Als Angelika Niebler begann, auch über Schwierigkeiten und Missverständnisse in der europäischen Zusammenarbeit zu berichten, hielt es sie nicht länger an ihrem Rednerpult. Glücklicherweise war bald ein mobiles Mikrophon besorgt, sodass sie damit auch näher an ihr Publikum herankam. Anschaulich demonstrierte sie gemeinsam mit drei Jugendlichen aus der Realschule, wie Probleme in Europa angegangen werden. „Der Deutsche überlegt das Problem, recherchiert Hintergründe, berät sich mit anderen und heraus kommt ein zwanzigseitiges Papier. Der Engländer handelt nach der „KISS“-Devise „Keep it short and simple“ und verfasst ein einseitiges Papier mit maximal fünf Aufzählungspunkten. Die Franzosen gehen zunächst einmal gemeinsam essen und erstellen dann ein Dokument mit einer strukturierten Graphik.“ - Und jeder denkt, seine Herangehensweise sei die optimale.

Aber nicht nur Arbeitsweisen unterscheiden sich in Europa, es spielen auch historische und kulturelle Erfahrungen eine Rolle. Während man in Deutschland davon ausgeht, dass der Staat viele Dinge am besten regeln könne, so entspricht dies nicht den Erfahrungen, die man in Belgien machen kann, wo alles, was gut funktioniert, privat organisiert ist, oder auch nicht dem Wunsch vieler Osteuropäer, die froh seien, dass der Staat nicht mehr alles bestimme.

Generell stehe im europäischen Parlament nicht so stark die Parteipolitik im Vordergrund, häufig wird fraktionsübergreifend um nationale Interessen gerungen. Auch die Stärkung des Parlaments gegenüber der früher fast allmächtigen EU-Kommission ist ein Dauerthema.

In der Diskussion gab Angelika Niebler zu erkennen, dass auch sie über manche übergenauen Regelung entsetzt sei. Man müsse nicht alles vereinheitlichen: „Es wurde wiederholt über das Ziel hinausgeschossen. Wie krumm eine Gurke sein muss oder wie man eine Leiter zu gebrauchen hat, dafür braucht man keine EU-Norm.“

Andererseits sieht Dr. Niebler durchaus Regelungsbedarf für den Finanzmarkt, der eindeutig besser kontrolliert werden sollte.

Auf eine Schülerfrage hin stellte Angelika Niebler fest, dass es in Europa noch keiner Männerquote oder einer speziellen Förderung von Männern bedarf, solange die Einkommen von Frauen noch 17 Prozent unter denen der Männer lägen.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Angelika Niebler dem Leiter des Schyren-Gymnasiums Dietmar Boshof eine Europafahne als Gastgeschenk überreicht, die auch das Rednerpult während der zwei lebendigen Schulstunden zierte.

Text und Bilder: © Hans-Georg Haehnel, Pfaffenhofen 2010

1) Dieser Satz stammt aus wikipedia