Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen
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Forscherwoche

Forscherwoche am Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land mit Expedition auf den Blaueisgletscher

34 Schülerinnen und Schüler der siebten Jahrgangsstufe des Schyren-Gymnasiums verbrachten eine Woche am Schülerforschungszentrum Berchtesgaden und erforschten das Wetter und die Bergflora im Nationalpark. Der Höhepunkt der Forscherwoche war eine zweitägige Forschungsexpedition zum Blaueisgletscher mit einer Übernachtung auf der Blaueishütte.

"Ich fand den Gletscher toll, besonders dass wir dort ein Loch gegraben und in Eiseskälte selbst gemessen haben. Ich fand auch gut, dass wir den Unterricht selbst mitgestaltet und uns untereinander ausgetauscht haben." So beschreibt der zwölfjährige Lukas seine Erfahrung während der Forscherwoche. Trotz des widrigen Wetters machten sich die 34 Schüler mit ihren Lehrern Birgit Dimmelmeier, Elke Leppelsack, Thomas Ludwig und Bernhard Laux, den Mitarbeitern des Schülerforschungszentrums sowie drei Begleitforschern der TU München auf zum Blaueisgletscher. Auf dem Weg nach oben sammelten alle Schüler eifrig Daten.


Wetterphänomene im Gebirge werden wissenschaftlich erforscht und hautnah erlebt. - Bernhard Laux

Die Nachwuchs- Botaniker nahmen während des Aufstiegs fünf verschiedene Baumarten unter die Lupe: sie bestimmten deren Häufigkeit im Übergang vom montanen zum alpinen Bergwald. Auf dem Weg zurück ins Tal nahmen sie dann in Kleingruppen die phänologischen Merkmale, wie die Wuchshöhe, den Blatt- und Blütenstand oder die Beschattung von Alpenpflanzen auf. Dabei mussten sie darauf achten, ab welcher Höhe "ihre" Pflanze auftauchte, bis zu welcher Höhe sie zu finden war, und welchen Einfluss die Höhe auf den Entwicklungszustand hat. Gab es anfangs immer wieder verunsicherte Fragen, ob es sich bei dem entdeckten Objekt wirklich um die weiße Zahnwurz oder den Alpenlattich handelte, waren die Schülerinnen und Schüler nach einiger Zeit wahre Experten im Bestimmen.

Parallel dazu maßen die jungen Wetterkundler auf dem Hoch- und Runterweg an insgesamt sechs vordefinierten Geopunkten Luftdruck, Luftfeuchte, Temperatur sowie Windstärke und nahmen die Himmelsrichtung der Hangneigung auf. Bereits am Schülerforschungszentrum hatte die Botanik-Gruppe gelernt, wie man mit dem Binokular arbeitet, Pflanzen bestimmt und die Beobachtungen anschließend in einem Datenerhebungsblatt aufnimmt. In der Wettergruppe wurden "Experten" zu den verschiedenen Wettergrößen Bewölkung, Luftfeuchte, Temperatur und Windgeschwindigkeit ausgebildet. Die Wetterexperten bauten außerdem eigene Messgeräte, die während der Wanderung am Berg zum Einsatz kamen.

Am Ende der Expedition werteten die jungen Forscher ihre Daten im Schülerforschungszentrum aus und präsentierten ihre Ergebnisse.
Methodisch abgerundet wurde die Woche durch einen Besuch im neu eröffneten Nationalparkzentrum in Berchtesgaden. In der Ausstellung konnten die Schüler vieles, das sie auf der Wanderung im Nationalpark hautnah erfahren hatten, medial aufbereitet wieder entdecken und neue Aspekte der Berchtesgadener Bergwelt kennen lernen.

"Das ist ganz anders als im Unterricht. Hier hat man keinen Druck und kann Sachen ausprobieren." So berichten Maja und Stefan einhellig über den Spaß, den sie beim Lernen hatten. Das bestätigen auch die Lehrkräfte aus Pfaffenhofen, die ihre Schüler einmal ganz anders erleben durften.

Dr. Susanne Bley, Fachgebietsleiterin für Geologie und Geo-Ökologie am Schülerforschungszentrum und Hauptverantwortliche der Forscherwochen, betont, dass bei diesem experimentellen Lehr-Lern-Ansatz das freie Lernen durch Erforschen besonders im Fokus steht. Dass dies auch funktioniert so verhält, zeigt die wissenschaftliche Evaluation, die von der Arbeitsgruppe Outdoor Education der School of Education der Technischen Universität München durchgeführt wird. Jeweils vier Jungen und vier Mädchen waren mit Geräten ausgestattet, die die Herzfrequenzen und das Aktivitätsniveau der Kinder durchgehend an vier Tagen protokollierten.

Christoph Becker, wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU München, erklärt: "Wir wollen mehr über den Lernraum Natur und das Lernen auf Expeditionen erfahren. Dazu ist es wichtig zu wissen, wie sehr die Kinder durch das Wandern beansprucht werden und ob sie während oder kurz nach einer hohen Belastung noch aufnahmefähig sind. Immerhin legen die Kinder etwa 1300 Höhenmeter im Aufstieg zurück." Daher haben zwei weitere Wissenschaftler die Kinder die Woche über begleitet und genau protokolliert, wie sie sich bei den Unterrichtseinheiten im Schülerforschungszentrum und während der Wanderung zur Blaueishütte verhalten haben. "Ein erster Blick auf die Daten zeigt", so die Bildungsforscherin Gabriele Lauterbach, "dass bei den Expeditionen das Lernen nebenher passiert, die Bewegung den Schülern einen Raum für eigenes Forschen eröffnet und wie stolz sie auf ihre Leistungen sind."

Nicht nur die Wissenschaftler der TUM, auch die Lehrkräfte und Schüler des Schyren-Gymnasiums sind auf die genaue Auswertung gespannt. Eines ist aber jetzt schon sicher, wie eine Schülerin bemerkt: "Wir haben viel gelernt, was wir vorher nicht kannten."

Bilder und Text: © Bernhard Laux, Dr. Elke Leppelsack Pfaffenhofen 2013