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P-Seminar: »Journalistisches Schreiben«

Das Interview mit Hansi Küpper am 4. 12. 2012 im SGP


Das Interview mit Hansi Küpper

Herr Küpper, was ist Ihre Prognose für das Spiel heute Abend? (Gemeint ist das Champions-League Spiel BVB gegen Manchester City am 4.12.12)

Hansi Küpper: Es wird das entspannteste Spiel der Saison für den BVB werden.

Seit wann sind Sie ein Fan von Borussia Dortmund?

Küpper: Ich bin BVB-Fan seit 1966. Jeder Sportjournalist hat seinen Lieblingsverein, aber das erkennt man beim Kommentieren so gut wie nie. Meist ist man beim Kommentieren eher strenger mit „seinem“ Verein.

Wie sind Sie Sportkommentator geworden?

Küpper: Ursprünglich wollte ich eigentlich Fußballprofi werden, aber das hat nicht geklappt. Mit 25 habe ich dann ein Praktikum beim Saarländischen Rundfunk gemacht, das hat mich fasziniert. Ich war völlig überwältigt, als ich meine Stimme das erste Mal im Radio hörte!

Wie haben Sie nach diesem Praktikum weitergemacht?

Küpper: Nach dem Praktikum bin ich dann zum Westdeutschen Rundfunk gegangen. Ich studierte eigentlich Germanistik, Publizistik und Geschichte. Ich habe dann aber für ein Jahr ein Volontariat in Mainz beim Westdeutschen Rundfunk gemacht. Bei Kurt Brummer hatten wir dann die Möglichkeit eine dreiwöchige Ausbildung zum Radiokommentator zu machen. Danach wurde ich dann als Radiokommentator übernommen.

Wie schafft man es im Fernsehen, zum Beispiel wenn Sie zu Gast in einer Talkshow sind, ohne „Ähs“ und „Öhs“ zu sprechen?

Küpper: Beim Westdeutschen Rundfunk habe ich auch eine Sprecherausbildung gemacht, die vier Tage lang dauerte. Außerdem habe ich mir während meines Volontariats täglich 30 Minuten die Tageszeitung laut vorgelesen. Dadurch habe ich gelernt, richtig deutlich zu sprechen. Denn ich hatte davor einen sehr auffälligen Dialekt.

Und wie gelingt Ihnen eine spannende Fußballreportage ohne sprachliche Hänger?

Küpper: Das schaffe ich nicht. Mir passiert immer mal wieder ein Versprecher oder ein inhaltlicher Fehler, da muss man einfach drüber wegsehen. Aber natürlich sollte das nicht die Regel sein!

Was ist der Unterschied zwischen einem Radiokommentator und einen Fernsehkommentator?

Küpper: Im Fernsehen kann man auch einmal zehn Sekunden nichts sagen, die Bilder sprechen ja für sich. Im Radio muss man pausenlos reden, da die Zuhörer ja nichts von dem Spiel sehen. Das Radio ist also eine gute Vorschule für das Fernsehen.

Bewerten Sie auch andere Kommentatoren, die sie im Fernsehen sehen?

Küpper: Pausenlos! Wichtig ist es dabei aber, fair zu bleiben. Allerdings muss ich zugeben, dass die Bewertungen zu 80% negativ ausfallen.

Woher wissen Sie, wann es Zeit für Hintergrundinformationen ist? Sind die alle in Ihrem Kopf oder auf dem Monitor?

Küpper: Ich bekomme vor den Spielen eine Mappe mit Hintergrundinformationen, die bis zu 120 Seiten dick ist. Ich brauche dann circa eineinhalb Tage Vorbereitungszeit, um das Wichtigste an Informationen herauszufiltern und mir Gedanken dazu zu machen.

Und wie peppt man schlechte Spiele auf?

Küpper: Ich glaube, dass es für die Zuschauer eher nervig ist, wenn der Kommentator ständig Anekdoten, Geschichten und dergleichen zum Besten gibt. Ein schlechtes Spiel kann man ruhig auch mal so stehen lassen.

Wie sieht Ihre Woche von Montag bis Freitag aus?

Küpper: Zurzeit muss ich zu einigen Konferenzen und bin zum Beispiel als Experte für Sport 1 tätig. Wenn ich da zu Gast bin, muss ich mir vorher natürlich Gedanken zu dem Thema machen, ich schaue dann viel Fernsehen und lese Zeitung, um mich zu informieren, und mache mir auch Notizen. In einer normalen Woche habe ich auch Sitzungen, für die ich Informationen suchen muss, um passende Argumente zu haben.

Wie stehen Sie zu den zurzeit viel diskutierten Bengalos?

Küpper: Es steht außer Frage, dass Bengalos gefährlich sind und nicht ins Stadion gehören. Aber die Verwendung von Bengalos ist keine Gewalttat. Ich finde, dass die Hysterie zurzeit zu groß ist, Vergleiche von Bengalos mit Rassismus und Diskriminierung gehen für mich eindeutig zu weit!

Und wie sieht es generell mit Gewalt im Fußballstadion aus?

Küpper: Natürlich bin ich gegen Gewalt beim Fußball! Aber auch hier wird oft übertrieben. Die Wahrscheinlichkeit im Fußballstadion verletzt zu werden ist 25-mal geringer als auf dem Oktoberfest.

Was denken Sie über technische Hilfsmittel beim Fußball, zum Beispiel den Einsatz einer Torkamera?

Küpper: Ein häufig benutztes Argument für die Torkamera ist ja, dass es beim Tennis offensichtlich auch funktioniert. Aber dort wird sie ganz anders eingesetzt, nämlich um das Ganze etwas dramatischer zu gestalten. Beim Fußball sind es meist Streitsituationen und da benötigt man nur in 2 von 45 Fällen technische Hilfsmittel. Ich glaube, dass der Fernsehbeweis beim Fußball nicht funktioniert.

Wie kamen Sie dazu, für Pro Evolution Soccer (PES) zu kommentieren? Wie entstehen diese Kommentare?

Küpper: Ich mache das ja schon seit zehn Jahren. Die Stimmen wurden damals in Japan, wo das Spiel produziert wird, ausgewählt. Man hörte sich dort Aufnahmen von deutschen Kommentatoren an und kam dann schließlich auf mich. Die Stimmen sollten nach Fußball klingen. Während den Aufnahmen für PES sind wir eine Woche in London und später dann frei bis vier Tage in einer Stadt wie Madrid, Mailand, London oder Berlin.

Hören Sie sich selbst Ihre Kommentare auch an?

Küpper: Eher selten und wenn, dann sehe ich mich selbst sehr kritisch.

Erzählen Sie doch mal von den intensivsten Momenten während ihrer Karriere.

Küpper: Einer der tollsten Momente war das UEFA-Cup-Halbfinale 1993 in Frankreich, Serbien spielte gegen Borussia Dortmund. Ich war damals noch Hörfunk-Kommentator und es war das erste Live-Spiel, das vom DSF übertragen wurde. Da der DSF aber zu der Zeit noch eine geringe Reichweite hatte, mussten viele Menschen Radio hören. So ein Spiel, bei dem es dann auch noch zum Elfmeterschießen kam, kommentieren zu dürfen, war schon unglaublich. Der BVB gewann dieses Spiel übrigens und kam ins Finale.

Werden Ihnen die Spiele zugeteilt oder können Sie sich selbst aussuchen, was sie kommentieren?

Küpper: Die Spiele werden drei bis vier Wochen vorher festgelegt, aussuchen, was man kommentiert, können wir nicht. Ich bekomme aber meist gute Spiele. Es ist immer sehr spannend, wenn man von der neuen Einteilung erfährt.

Gibt es „Tabus“ als Sportkommentator, also irgendetwas, was man nicht sagen darf?

Küpper: Nein, eigentlich nicht. In einer Talkshow zählt immer die eigene Meinung, in einem Spiel gibt es natürlich Sachen, die einfach nicht passen würden. Ansonsten zählen für mich nur die üblichen gesellschaftlichen Tabus.

Haben Sie auch schon Länderspiele kommentiert?

Küpper: Ich habe bisher 2 Länderspiele kommentiert, beim WDR einmal Deutschland gegen Österreich und Deutschland gegen Uruguay in Karlsruhe. Das war ziemlich schwer, da ich keine Spieler aus Uruguay kannte, da es damals noch kein Internet gab und ich nicht recherchieren konnte.

Schreiben Sie auch?

Küpper: Ja, ich schreibe auch eine Kolumne für das Mitgliedermagazins des BVB über Themen wie Gewalt oder Traditionen im Fußball.

Vielen Dank für das Interview!

Ulrike M.


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